Informationen aus erster Hand zum Thema Windenergie im Bezirk Waidhofen an der Thaya
VIDEOS
Hier finden Sie Zusammenfassungen aller Windgespräche:
Die vollständige Aufzeichnung der Ausgabe 4 finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=42oyyUApoqc
Die vollständige Aufzeichnung der Ausgabe 5 finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=DsVDnQmApUg&t
Fragen & Antworten
Folgende Antworten auf unsere Fragen konnten die Windgespräche bisher liefern:
Fragen an Michael Bubna, Sachverständiger für Forstwirtschaft:
Wald hat in Österreich einen sehr hohen Stellenwert – knapp 50% der Landesfläche sind bewaldet. Auch im Waldviertel gibt es, wie der Name schon sagt, durchaus viel Wald, und er ist typischerweise ein Wirtschaftswald – kein Naturwald und kein Urwald, sondern ein seit tausend Jahren bewirtschafteter Wald. Der ursprüngliche Wald wurde seit dem Mittelalter gerodet und nach und nach durch Wirtschaftswälder ersetzt.
Vielleicht ein paar Fakten zum Wald und den Windrädern, die dort stehen: In einem typischen Waldwindpark steht pro 30 bis 60 Hektar Fläche ein Windrad, abhängig von den Geländegegebenheiten. Die Kranaufstellfläche pro Windrad ist etwa 4.000 bis 5.000 Quadratmeter groß und wird nach Beendigung der Bautätigkeit wieder verkleinert bzw. begrünt. Dauerhaft versiegelt bleiben der Maststandort und ein kleiner Parkplatz davor mit etwa 100 Quadratmetern. Das ist in etwa so groß wie ein kleines Einfamilienhaus.
Daraus ergibt sich, dass durch die Kranaufstellfläche ca. 1 Prozent der Windparkfläche betroffen ist, also ein relativ kleiner Anteil. Die Forstbehörden schreiben in den Verfahren entsprechende Ersatzaufforstungsflächen vor. Und zwar sehr konkrete Fläche mit konkreten Aufforstungen. Nicht irgendwo irgendwas und zwar sehr baumartenreiche Strukturen. Ich durfte solche Ersatzaufforstungen bereits sehr oft begleiten. Oft bringen sich Bürgerinitiativen oder Jäger in die Gestaltung der Ersatzaufforstungen ein, um ihre Bedürfnisse zu definieren. In Optimalfall entstehen dann artenreiche Waldrandstrukturen mit Büschen und Hecken.
Die Kranaufstellflächen selbst werden zum Großteil wieder begrünt, teilweise mit Wiesen – das ergibt zusätzliche Äsungsflächen für das Wild. Zum Teil werden diese Flächen auch vorübergehend als Holzlagerflächen genutzt und entlasten so andere Waldbereiche.
Die Baumkronen im Wald haben einen großen Vorteil: Sie verdecken teilweise die Windräder und mildern den Lichtschlageffekt, der ja oft kritisiert wird und der durch die sich drehenden Rotorblätter entsteht. Im Wald ist dieser Effekt deutlich geringer. Man hört auch die Geräusche der Windräder im Wald deutlich weniger weit. Warum? Weil Blätter und Äste im Wind auch rauschen und so die Geräusche des Windrades mildern.
Waldbrand ist auch immer wieder ein Thema. Grundsätzlich ist der Wald in Österreich nicht sehr waldbrandgefährdet, Laubwälder deutlich geringer als Nadelwälder. Die modernen Windräder sind diesbezüglich kein Thema, weil sie Löscheinrichtungen haben.
Zum Schluss haben wir noch das Thema Biotope bzw. das Thema, wie sich der Wald ändert. Durch 1 Prozent betroffener Fläche ändert sich der Wald nicht sehr stark. Der Wald im Waldviertel ist viel, viel stärker durch den Klimawandel betroffen. Gerade der Waldviertler Wald ist massivst in Veränderung. Die Fichten sterben ab – durch Borkenkäferbefall, zunehmenden Windwürfen, im oberen Waldviertel auch durch Schneebruch. Das alles sind Folgen des Klimawandels. Der Waldviertler Wald wird sich massivst verändern. Und zwar so, dass Sie in 20 Jahren den Wald, den Sie aus Ihrer Jugend kennen, nicht mehr wiedererkennen werden.
Das hat mit den Windrädern überhaupt nichts zu tun, das ist ein Phänomen des Klimawandels. Das liegt einerseits an den niedrigen Höhenlagen und andererseits an der Verschiebung der Klimazonen nach Norden, wodurch das feuchte Waldviertel bereits deutlich trockener wird. Das ist schon bekannt und hat mit den Windrädern gar nichts zu tun.
Durch die notwendigen Ersatzaufforstungen können Biotope neu angelegt werden – mit Teichen, unterholzreichen Laubwäldern und Äsungsflächen.
Kommen wir noch kurz zum Thema Waldfunktionen: Der österreichische Wald wurde durch das Forstgesetz in Funktionen strukturiert. Die vier Hauptfunktionen sind Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion, in die der gesamte Wald laufend zoniert wird. Der Wald hier in der Region des Bezirks Waidhofen/Thaya ist hauptsächlich ein Nutzwald – die Nutzfunktion ist im gesamten Gebiet die Leitfunktion, also die wichtigste Funktion.
Die Schutzfunktion ist hier in der Region nicht wichtig, weil wir im Verhältnis zu den Gebirgswäldern eher flache Wälder haben. Die Naturgefahren, vor denen die Schutzfunktion des Waldes schützen, sind im Waldviertel nicht so das Thema, außer in einigen Randgebieten, aber nicht rund um Waidhofen.
Die nächste Funktion ist die Wohlfahrtsfunktion – und da kommen wir dann auch zum Wasser. In dieser Funktion wirkt sich der Wald auf die gesamte genutzte Umwelt aus. Die Wohlfahrtsfunktion des Waldes ist seine Auswirkung auf die lokale Temperatur, Lärmschutz, Staubschutz, Wasserspeicherung, Kohlenstoffspeicherung usw.. Diese ist im betroffenen Gebiet durchaus gegeben, da gibt es in den Zonierungskarten den Wert 2, das heißt „mittel“. In manchen Gebieten ist der Wert „1“, in manchen „2“.
Die letzte Funktion ist die Erholungsfunktion, sie sorgt für die meisten Emotionen, denn sie ist wichtig für die Menschen, die sich im Wald erholen wollen – Spazierengehen, Schwammerl suchen, Reiten, Radfahren – wobei das nur bedingt erlaubt ist. Diese Funktion ist hier in der Region mit 1 (gering) bis 2 (mittel) bewertet.
In der Zonierungskarte der Region ist die Nutzfunktion grün eingezeichnet, und dadurch ist klar ersichtlich, dass der Wald im Bezirk Waidhofen/Thaya als Nutzwald definiert wird. Hätten wir in der Karte blaue, rote oder gelbe Flächen wären auch andere Funktionen zoniert. Das Gebiet ist aber durchgehend grün, somit ist die Leitfunktion die Nutzfunktion.
Noch ein Wort zum Thema Waldentwicklung: Im Bezirk Waidhofen hat sich der Wald von der Fläche her sukzessive vermehrt, so wie auch im Rest von Österreich. Das liegt zum Teil an der Abwanderung, weil manche Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden und zuwachsen. Grenzertragsböden werden aufgeforstet und der Wald wird mehr und größer, und zwar um 2,85 Prozent laut amtlicher Statistik. Der Gesamtanteil im Bezirk Waidhofen liegt bei 29 Prozent, im Nachbarbezirk Gmünd liegt er bei deutlich über 60 Prozent.
Natürlich gibt es Auswirkungen. Jedes Großprojekt – und ein Windpark ist ein Großprojekt, da brauchen wir gar nichts kleinzureden – ändert etwas. Im vorliegenden Fall wird es eine Erschließung geben müssen, um die Windräder errichten zu können. Zum Teil werden bestehende Forststraßen verwendet, zum Teil ausgebaut werden. So eine typische Erschließung führt zu etwa vier Meter breiten Forststraßen. In der Bauphase wird das teilweise mehr sein, um mit den großen Flügeln um die Kurven fahren zu können, aber das lässt sich nach der Errichtung wieder zurückbauen.
Für die Nutzer heißt das, dass sie leichter zu ihren Wäldern kommen, das ist ein Vorteil. Für die Jäger ist dieser Vorteil gleichzeitig ein Nachteil, weil dadurch auch mehr Besucher kommen werden. Die Jäger haben da immer berechtigte Sorge, weil wo Wege sind, kommen Reiter, Radfahrer, Wanderer, Moto-Cross-Fahrer usw., viele davon auch illegal, das muss man auch einmal deutlich ansprechen. Ja, das ist ein Punkt, wo ein gutes Management eingeführt werden muss, vielleicht auch mit Wildruhezonen, die ja von den Bezirksstellen amtlich verordnet werden können.
An den Besitzverhältnissen der Wälder wird sich nichts ändern – warum sollte ein Windpark am Eigentum etwas ändern? Die Besitzer dürfen ihren Wald weiter nutzen wie bisher.
Natürlich wird auf den Kranaufstellflächen, wie gesagt 1 Prozent des Windparkbereiches, gerodet werden müssen und damit ist der Wald dort weg. Auf der anderen Seite sind Ersatzaufforstungen höchst interessant –ich durfte sehr viele davon selbst planen und bis heute betreuen – um ökologische Veränderungen herbeizuführen.
Im österreichischen Forstgesetz ist festgelegt, dass ein Grundeigentümer auf seiner Waldfläche im Rahmen des Forstgesetzes wirtschaften kann, wie er möchte. Auf Ersatzaufforstungsflächen gibt es meist Einschränkungen – Baumartenbeschränkungen, Flächenbeschränkungen der Nutzung. Dadurch kann man höchst interessante neue Wälder kreieren, das passiert auch, ist von den Behörden auch so vorgeschrieben.
Natürlich braucht Wald Zeit, aber Wälder – gerade hier in der Region – regenerieren sich sehr schnell. Ich schätze in den nächsten 20 Jahren hat sich dort wieder ein wunderschöner Wald etabliert. Für die Natur ist das gar kein Thema, das kommt von selbst.
Nein, eigentlich viel weniger, denn von den Kranaufstellflächen wird der Großteil wieder begrünt. Wirklich versiegelt wird pro Windrad eine Fläche von 100, maximal 200 Quadratmetern, also in etwa die Fläche eines Einfamilienhauses. Da ist mir übrigens ein interessanter Punkt aufgefallen in der Vorbereitung: Bezogen auf die Energiedichte braucht Windenergie am wenigsten versiegelte Fläche. Wenn man die Leistung eines modernen Windrades mit 6 bis 7 Megawatt auf die Quadratmeter versiegelter Fläche umrechnet, dann ist die Energiedichte höher als bei einem Atomkraftwerk. Das ist die höchste Energiedichte, die wir momentan technisch zusammenbringen. Beim Atomkraftwerk muss man die Abbauflächen, die Zwischen- und Endlager und die Kraftwerkfläche selbst berücksichtigen. Bei der Windkraft steht nur das Rad selbst da.
Das ist schon sehr spannend, denn auch Wasserkraft braucht deutlich mehr Fläche. Von Photovoltaik und anderen Energieformen ist gar nicht zu sprechen, weil die noch viel mehr Fläche pro Energieeinheit verbrauchen. Moderne Windkraftanlagen schaffen wesentlich mehr Energie pro Fläche als alle anderen Energieformen, die ich kenne.
Und noch zum Thema Versiegelung: Ein Maststandort einer 380kV-Hochspannungsleitung hat ungefähr dieselbe versiegelte Fläche wie ein Windrad. Man kann sich also ungefähr ausrechnen, was das an Flächenversiegelung bedeutet, wenn eine Nord-Süd-Verbindung von der Nordsee zu uns errichtet wird mit in etwa 1500 Kilometern Länge und alle 200 Meter steht so ein Mast …
Die Behörden schreiben vor, dass Ausgleichsflächen in unmittelbarer räumlicher Nähe angelegt werden müssen. Unmittelbar heißt im Umkreis von einigen Kilometern. Natürlich, Flächenverfügbarkeit ist ein Punkt, definitiv.
Bei den Projekten, die ich kenne, sind die Ausgleichsflächen näher als einen Kilometer, vereinzelt auch zwei bis drei Kilometer, aber wirklich in Sichtentfernung zu den betroffenen Rodungsflächen. Und wie sich Aufforstungen auf den Borkenkäfer auswirken, ist eine interessante Frage. Also der Borkenkäfer frisst in erster Linie die Fichte, bedingt auch die Kiefer, das ist dann ein anderer Borkenkäfer. Käfer befallen meist ältere Bäume, typischerweise so ab dem Alter 40 plus, manchmal auch mit 30 Jahren, wenn die Standorte sehr trocken sind.
Eine Ersatzaufforstung wird sicher nicht mit Fichten gemacht werden. So eine Aufforstung wird bestimmt mit laubwaldartigen Strukturen vorgeschrieben werden, wie sie für das Waldviertel eigentlich richtig wären. Wie gesagt, gerade bei Ersatzaufforstungen kann die Behörde sehr stark – und tut das auch – auf die Baumartenstruktur Eingriff nehmen. Also, dass dort Fichten aufgeforstet werden, halte ich für ausgeschlossen. Das war einmal, aber das ist längst vorbei. Ersatzaufforstungsplanungen sind extrem genau, da wird bis zum Einzelbaum genau geplant, was wohin kommt. Und ohne Fichten wird es dort auch keine Borkenkäfer mehr geben.
Das sind oft landwirtschaftliche Flächen, die nicht so ertragsinteressant sind, oft am Waldrand. Manchmal auch Wiesenflächen, extensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen, die von der Landwirtschaft eh gerne abgegeben werden. Viele Landwirte sind oft ganz froh, wenn Ersatzaufforstungsprojekte kommen, denn die werden natürlich auch entsprechend entschädigt.
Sehr beliebt sind Strukturen zwischen Waldkomplexen. Da gibt es dann auch den weiteren Vorteil, dass sich dadurch auch windschutzgürtelartige Strukturen ergeben können. Gerade im Waldviertel, wo diese langen Lüsse ja ein bekanntes Phänomen sind und dann so ein Luss aufgeforstet wird, dass ist sicher nicht von übel.
Eine Sorge, die auch immer wieder kommt: Was ist mit den Nachbarn der Aufforstungsflächen? Da gibt es ganz klare Vorschriften: Fünf Meter Mindestabstand und dieser muss auch gepflegt werden, das heißt, es darf nicht bis zur Grundgrenze aufgeforstet werden, sondern es muss ein Mindestabstand eingehalten werden, wenn der Nachbar besonderen Bedarf hat auch mehr.
Hm, Ich bin Forstmann und kein Ornithologe, aber ich weiß aus anderen Studien, dass das Thema gerne aufkocht. Vögel, die im Wald leben, bleiben auch im Wald, maximal knapp über der Baumkrone. Die fliegen durch den Wald und entlang der Baumkronen. Was wirklich ein Problem ist, sind Fernwandervögel, also Vögel, die weiter fliegen, oder Großgreifvögel, die ein sehr großes Einzugsgebiet haben. Das kann ich jetzt nicht beurteilen, wie weit es solche Vögel hier in der Region gibt und ob die betroffen sind. Da gibt es sicher dann Studien im UVP-Verfahren, der ornithologische Akt ist ein sehr großer Teil davon.
Ornithologie wäre ja ein Thema für ein weiters Windgespräch, das ist immer ein heiß diskutierter Punkt. Die Waldvögel, die in diesem Lebensraum wohnen, fliegen nicht sehr hoch über die Baumkronen. Der Abstand von den Baumkronen zur Rotorunterkante ist 30 bis 40 Meter und mehr. Also, das ist mehr, als die Bäume in der Gegend hoch sind. Das heißt Baumhöhe plus noch einmal so viel, und dann kommt das Rotorblatt. Also so hoch fliegen die im Wald lebenden Vögel typischerweise nicht.
Also, ich bin in den letzten 25 Jahre Nachbar einer der größten Energieanlagen des Waldviertels gewesen, nämlich vom Kraftwerk Theiss, da habe ich 300 Meter daneben gewohnt. Das Kraftwerk Theiss hat 800 Megawatt Leistung und ist ein Gaskraftwerk, das auch im Waldviertel steht, also am Rand des Waldviertels. Dieses Gaskraftwerk soll abgeschaltet werden oder wird gerade abgeschaltet.
800 Megawatt ist natürlich schon eine riesige Leistungsspitze, die so eine Anlage leisten kann, da brauchen wir schon paar Windräder oder andere Energieerzeugungsanlagen, um das zu kompensieren. Dieses Kraftwerk wird mit Gas beheizt, Gas, das aus Russland kommt. Wir wollen uns da unabhängig machen, habe ich gehört. Also müssen wir das Problem schon irgendwie lösen, denn der Strom kommt halt nicht aus der Steckdose – ich weiß das ist ein alter flapsiger Spruch, den man gern sagt. Aber der Strom ist eben ein Bedürfnis der Menschen, weil wir wohnen in warmen Häusern, wir haben es schön hell, sie alle im Internet sitzen vor ihren Bildschirmen und die werden auch mit Strom versorgt. Aus der Steckdose kommt der Strom nicht, also muss er irgendwo anders herkommen und dazu wird es wohl notwendig sein, den einen oder anderen Kompromiss zu wählen.
Wunderschön sind Windräder nicht, das ist mir auch bewusst. Das braucht man gar nicht wegdiskutieren, aber sie sind eine extrem effektive Art, lokal Strom zu erzeugen. Ich denke, da sind wir uns einig. Und wir müssen in Zukunft weniger fossile Energie einsetzen, um die Klimawandel-Problematik zu bewältigen, die im Waldviertel gerade extrem ist.
Das dürfen wir uns noch einmal vergegenwärtigen: Wir sind hier am Hotspot des Klimawandels in Österreich, hier im Waldviertel, wo wir jetzt sitzen. Schlimmer geht’s nimmer. Das ist noch nicht vorbei.
Noch lächeln viele, aber sie werden nicht mehr lächeln in 20 Jahren, wenn der Wald hier komplett anders ausschaut.
Das zeigen die Klimaszenarien, und die sind nicht nur in die Zukunft gerichtet, sondern man beobachtet auch das, was bisher geschah. Sie zeigen, dass das Waldviertel massivst durch den Klimawandel betroffen ist, weil sich gerade hier eine Klimagrenze befunden hat, die sich gerade nach Norden verschiebt.
In der nördlichsten Ecke des Waldviertels, bei Litschau, wird es voraussichtlich etwas feuchter, aber der Rest des Waldviertels wird massiv trockener und gerade die niederen Flächen östlich von Gmünd werden sich komplett verändern. Da wird es keine Fichtenwälder wie wir sie jetzt kennen mehr geben.
Garantiert. Da gibt es ganz viele Studien, die das eindeutig belegen: Hier im Waldviertel, also genau, wo wir jetzt sitzen, ist der Hotspot des österreichischen Klimawandels.
Das ist, glaube ich, den Leuten hier noch gar nicht bewusst. Den Forstleuten ist es bewusst, aber die Leute die hier wohnen, die haben das noch gar nicht wirklich verstanden. Schauen Sie mal hinaus, denken Sie an ihre Jugend und wie der Wald ausgeschaut hat, in dem sie spazieren gegangen sind. Und schauen Sie jetzt, gehen Sie jetzt durch den Wald. Wir haben gerade vorhin über die Hollenbacher Quelle gesprochen, wo kein Wald mehr ist. Ja, da ist Buschwerk und Jungbäume und ein paar Kiefern und Lärchen stehen da, aber die Fichte ist fort. Borkenkäferbedingt, und das hat einen Grund. Der Borkenkäfer kommt, weil die Bäume sich nicht wehren können. Sie haben zu wenig Wasser. Die Tagestemperaturen sind zu hoch. Der Borkenkäfer frisst ab 15 Grad Oberflächentemperatur des Baumes. Je länger der Baum diese Temperatur überschreitet, desto länger kann der Borkenkäfer arbeiten. Er schafft im Waldviertel bis zu vier Generationen pro Jahr, das heißt, ein Borkenkäferweibchen macht in vier Generationen 10.000 junge Borkenkäfer. Davon überleben den Winter 20 Prozent, manchmal 10 Prozent und im nächsten Jahr geht es dann wieder los. Ohne Feuchtigkeit hat der Borkenkäfer ein lustiges Leben und das kommt vom Klimawandel, eindeutig, ohne Diskussion.
Wie bereits gesagt, die Rotorflächen beginnen etwa 40 Meter über dem Wald, das Baumwachstum selbst wird durch die Rotorfläche überhaupt nicht beeinflusst. Ein kleiner Einfluss passiert auf der Kranaufstellfläche, weil dort eine kleine Rodung vorgenommen wird. Da gibt es dann andere Waldrandstrukturen. Dabei ändert sich der Wald rundherum, da werden die Äste weiter heruntergehen, da wird mehr Laubwald entstehen, da werden mehr Büsche wachsen, da wird das Unterholz etwas dichter werden.
Solche Waldrandstrukturen sind zwar eine Veränderung, aber meistens eine positive, weil Waldrand etwas ist, wo die Biodiversität am meisten stattfindet. Im Wald drinnen, im reinen Fichtenwald, ist deutlich weniger Biodiversität gegeben, als auf diesen Waldrandelementen.
Das wird langsam passieren, das dauert sicher 10 bis 20 Jahre, bis sich da eine schöne Waldrandstruktur entwickelt. Die Biodiversität auf dem rundherum liegenden Wald wird sich überhaupt nicht verändern, weil der von den Rotoren viel zu weit weg ist.
Also Gefahr für die Waldarbeit gibt es im Normalfall überhaupt keine, weil der Rotor weit weg ist. Windräder sind heutzutage so sicher gebaut, dass Wanderer, Spaziergänger usw. dort in der Nähe natürlich gefahrlos gehen können, Waldarbeiter sowieso.
Aber natürlich ist das Thema Eiswurf ein Punkt. Auch der ist aber interessanterweise im Wald weniger tragisch als im Freiland, weil im Wald die Eisschollen nicht so weit fliegen können. Logischerweise, weil die Baumkronen die Eisschollen ablenken. Im Freiland fliegen die schon einige 100 Meter weit.
Da gibt es allerdings einige wirksame Methoden dagegen, dazu kann Herr Prager sicher mehr sagen. Die wichtigste Methode ist, dass in Zeiten des Eisanhanges solche Windparks sehr schnell abgeschaltet werden und auch eine Warnleuchte angeht auf Hauptzufahrtswegen, sodass man den Wald vorübergehend nicht betreten soll.
Der Harvester braucht gar keinen Weg, der fährt einfach so durch den Wald. Aber ich denke, gemeint ist die Holzabfuhr nach Harvesternutzung. Die Holzabfuhr findet in Österreich mit normalen straßenüblichen LKWS statt. Eine typische Forststraße ist etwa vier Meter breit, einspurig befahrbar und so ist es auch bei den Windrädern, die ich kenne. Das ist auch eine einspurige Fahrbahn, die mit einer Forststraße durchaus vergleichbar ist. Während der Bauphase sind die Wege allerdings vor allem in den Kurvenbereichen breiter, vor allem breiter ausgeschnitten.
Die Bauphase dauert ungefähr ein Jahr, danach wird der Bereich dann wieder bepflanzt oder rückgebaut. Das muss auch so sein, weil die Wege, wenn sie als Forststraßen genutzt werden sollen den Wald nur im geringstmöglichen Einfluss belasten dürfen. Da gibt es ganz genaue Vorgaben, wie das auszuschauen hat. Ich kenne auch Windparks im Wald in der Betriebsphase, ich sehe da selten jemanden herumfahren, hier und da kommt ein Wartungswagen vorbei. Beim Repowering nach 30 Jahren oder so gibt es dann schon größere Baumaßnahmen, aber das ist dann wieder ein neues Verfahren.
Fragen an Franz Lehner von der UIP, der Ingenieurgemeinschaft für Umweltprojekte:
Ja, danke. Ich darf mich kurz vorstellen, mein Name ist Lehner Franz, ich komme von der Ingenieurgemeinschaft für Umweltprojekte und unser Büro betreut die Gemeinde Waidhofen seit gut 50 Jahren zum Thema Wasser, Abwasser. Ich selbst bin seit 14 Jahren für die Gemeinde Waidhofen tätig, insofern kenne ich auch die Quellgebiete in Hollenbach sehr gut. Ich kenne auch die Quellen von Groß-Siegharts, diese Gemeinde habe ich ein paar Jahre im Bereich Wasser betreuen dürfen.
Wir haben zu den Hollenbacher Quellgebieten am Predigtstuhl sehr gute Unterlagen, weil erst vor zwei Jahren eine Studie zum Potenzial dieser Quellen erstellt wurde, in der die Quellstränge genau erfasst wurden. Wir haben in diese genaue Karte die geplanten Standorte der Windkraftanlagen eingeblendet und das zeigt sehr gut, dass die Windräder außerhalb der Quellgebiete stehen würden. Ein Standort tangiert das Einzugsgebiet ganz leicht, das hat aber keine Auswirkungen auf die Ergiebigkeit der Quelle.
Man sollte auch erwähnen, dass wir im Waldviertel nicht so einen Grundwasserleiter wie z.B. entlang der Donau vorfinden. Hier sind ja meistens nur Klüfte beziehungsweise die oberste Verwitterungsschwarte, dieser Flins, da kann sich natürlich auch das Wasser bewegen. Aber wir haben hier keinen Grundwasserkörper, wenn man zum Beispiel ein 10 Meter tiefes Fundament machen würde, wo das Fundament diesen Grundwasserkörper vielleicht komplett durchörtert bis in den Grundwasserstauer, das haben wir in unserem Fall ja nicht. Bei uns sind es Klüfte und die oberste Verwitterungsschwarte und da bewegt sich das Wasser.
Von einem Betonfundament geht einmal keine Wassergefährdung aus. Wir speichern ja sogar das Wasser in Betonbehältern. Also das würde ich jetzt einmal unkritisch sehen, selbst wenn das Fundament im Untergrund verbleiben würde.
Das Thema ist eher die Bauphase, da könnte natürlich etwas passieren, so wie immer, wenn Maschinen im Wald arbeiten. In dem Fall sind wir jedoch wirklich sehr weit weg von unseren Quellenfassungen, da würde das auch nicht so kritisch sehen. Aber natürlich gibt es auch für die Errichtung dementsprechend Auflagen. Es gibt eine Bauaufsicht, das haben wir beim Kanalbau oder beim Wasserleitungsbau in den Ortschaften ja auch, dass wir beweissichern müssen. Wir müssen alle Brunnen beweissichern, wir müssen schauen, ob im Leitungsgraben Wasser ist oder nicht und dementsprechend müssen wir agieren und reagieren.
Aber wie gesagt, wir haben wir haben keinen Porengrundwasserleiter, bei uns sind es Klüfte. Selbst wenn man da am Rand irgendeine Kluft erwischen würde, hat genau Null Auswirkungen auf die Quellen von Hollenbach.
Fragen an Laura Ozlberger, Studentin und Umweltgemeinderätin Waidhofen/Th. (Grüne):
Ich war dankbar diese Möglichkeit zu haben, mir das auch mal vor Ort anzuschauen. Du hast es richtig erwähnt, Simone, dort war sogar ein Spielplatz. Viki und ich waren dort, und es war einfach sehr nett zu sehen, wie der Windpark von der Bevölkerung dort angenommen wird. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass die Menschen dort das als totale Bereicherung wahrnehmen und die Leute gerne vor Ort hingehen und sich das anschauen. Gerade Kinder, die das wahrscheinlich wahnsinnig faszinierend finden, so etwas Großes aus direkter Nähe ansehen zu können. Deshalb auch eben direkt daneben der Spielplatz und eine Möglichkeit, wo man auch parken konnte und sich das vor Ort anschauen konnte. Aber trotzdem war der Wald intakt. Ich fand auch, dass die Windräder jetzt das Landschaftsbild nicht ruiniert oder verschandelt haben, sondern es im Gegenteil einfach schön war.
Für mich ist ja erneuerbare Energie – und im speziellen Windräder – immer ein Zeichen der Hoffnung. Es gibt mir ein gutes Gefühl für die Zukunft, dass wir diese Wende, die unbedingt notwendig ist, schaffen. Und deshalb war ich auch sehr dankbar, diese Möglichkeit zu haben, diesen Windpark aus nächster Nähe anzuschauen.
Ein Argument der Gegner ist ja die Angst und die Sorge vor der Lautstärke der Windräder. Ich habe die Lautstärke dort als derartig minimal empfunden und meine Ohren sind eigentlich ganz gut, ich bin Musikerin. Ich habe gefunden, es ist nicht laut, man konnte sich gut unterhalten, sogar flüsternd. Da waren die Gespräche um einiges lauter.
Und es wird auch das Argument gebracht, dass es in direkter Nähe nicht so laut ist und ein bisschen weiter weg schon. Auch das kann ich überhaupt nicht bestätigen, wir sind im Ortszentrum gestanden und man hat überhaupt nichts gehört.
Und zur Befürchtung, dass die Forststraßen wahnsinnig breit ausgebaut werden: Also, wenn uns bei der Anfahrt zum Windpark in Munderfing ein Auto entgegengekommen wäre, glaube ich, wäre es schon kritisch gewesen, also die Straße war eigentlich wirklich schmal. Man sieht halt auch, dass der Wald sich dann wieder zurückbildet und die Windräder die Landschaft und auch den Wald nicht zerstören. Für mich war das eine sehr positive Erfahrung, die mir auch eben die Sicherheit gibt, dass das ein gutes Projekt ist und dass ich das wirklich aus tiefster Überzeugung empfehlen kann.
Ich möchte mir nicht anmaßen, für eine ganze Generation zu sprechen, aber für viele junge Menschen, mit denen ich spreche, ist die Klimakrise eine ganz aktuelle Gefahr und man wächst schon mit dieser Angst vor der Zukunft auf. Ich glaube, dass wir alle mitbekommen haben, wie krass die Veränderungen sind, die in den letzten Jahren durch Temperaturanstieg erfolgt sind. Gerade hier im Waldviertel. Als ich klein war, war der heißeste Sommertage bei 25 Grad, manchmal 30 Grad und jetzt hat fast jeder Tag im Sommer 31 Grad und mehr. Das ist jetzt nur ein Beispiel – aber man merkt einfach die Veränderung.
Gerade die Menschen in meiner Generation spüren das ganz arg und deshalb habe ich auch das Gefühl der Konsens ist, dass wir raus müssen aus den fossilen Brennstoffen. Und man braucht erneuerbare Energie. Durch diesen Konsens polarisiert dieses Thema bei den jungen Menschen auch nicht so stark. Wenn ich einen Blick ins Publikum werfe, sehe ich wenige Personen in meinem Alter. Das liegt glaube ich daran, dass für viele das einfach selbstverständlich ist, dass es positiv ist. Dass erneuerbare Energie eine tolle Sache ist.
Wenn ich ein Windrad sehe, dann denke ich nicht, dass es nicht schön ist, dann denke ich „Toll, erneuerbare Energie! So schaffen wir vielleicht die Wende.“ Wir wollen alle auf dieser schönen Erde leben, und ich habe das Gefühl man muss jetzt anfangen, wir haben nicht mehr viel Zeit. Deshalb hat mich das fast gewundert, dass dieses Thema so polarisiert, weil ich dachte, dass sehen die Menschen in allen Generationen so.
Ich habe aber jetzt mehr Verständnis für die Diskussion, habe mir auch die Argumente der Gegenseite angehört und bin froh, dass wir heute darüber reden.
Ich werde ja des Öfteren gefragt, wie ich als Grüne verantworten kann, dass im Wald Bäume abgeholzt werden sollen. Und das ist ja ein valides Argument, der Wald ist ja die Lunge der Erde. Man muss aber realistisch sehen, in welcher Verfassung unsere Wälder sind, in denen die Windkraftanlagen geplant sind.
Wir haben ja schon gehört, es gibt eine Umweltverträglichkeitsprüfung, es gibt strenge Kriterien, die gewährleisten, dass der Naturschutz und der Artenschutz eingehalten werden. Und es gibt ja auch die Verpflichtung der Windkraftbetreiber, dass der Wald, der abgeholzt wird an anderer Stelle wieder aufgeforstet wird, teilweise sogar drei Mal so viel. Und das wird dann nicht mit Monokulturen aufgeforstet, die sowieso wieder dem Borkenkäfer zum Opfer fallen und dem Klimawandel eh nicht standhalten könnten – es entsteht klimafitter Mischwald und darin sehe ich noch einen zusätzlich positiven Aspekt. Der Wald wird in einer nachhaltigeren Form aufgeforstet und zusätzlich erhält man erneuerbare Energiequellen.
Bei einem Ausflug zum Windpark Munderfing in OÖ, der ja bereits vor viele Jahren in den Wald gebaut wurde, konnte ich mich vor Ort überzeugen, dass die Wege eigentlich überraschend schmal sind. Und die Windräder waren überraschend leise, obwohl ich direkt bis an das Windrad gehen konnte. Direkt daneben war auch ein Spielplatz, der von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Ich hatte von diesem Windpark im Wald einen sehr positiven Eindruck.
Für viele Personen in meinem Alter stellt sich die Frage, wo möchte ich mein Leben verbringen. Viele gehen nach Wien, machen dort eine Ausbildung und überlegen dann. Ich glaube, dass wesentliche Entscheidungskriterien natürlich die Landschaft, aber auch die Infrastruktur sind. Ich kann nur für mich sprechen, ich bin jetzt in Wien und freu mich schon, wenn ich jetzt meine letzten Prüfungen ablege und dann wieder zurück ins Waldviertel gehen kann. Ob da jetzt ein Windrad steht oder nicht, ist kein Kriterium dafür, ob ich hierherziehe oder nicht.
Ein Kriterium ist für mich, ob ich hier Kinderbetreuung habe, ob ich hier medizinische Versorgung habe. Für mich geht das einfach Hand in Hand: Durch das Aufstellen der Windräder bekommt die Gemeinde Geld und kann es dann in die Infrastruktur investieren. Ich sitze selber im Gemeinderat und sehe, mit wieviel Geld man welche Projekte realisieren kann und wieviel die Windräder den Gemeinden bringen könnten. Was man damit alles umsetzen könnte: Kinderversorgung verbessern, Infrastruktur ausbauen. Das sind dann die Punkte, die die jungen Menschen ansprechen, damit sie wieder zurückziehen ins Waldviertel.
Ich kenne niemand, der die Rückkehr ins Waldviertel ablehnen würde, weil hier vielleicht sechs Windräder stehen. Und das sind ja die Personen, die dann hier Immobilien erwerben oder bauen werden.
Fragen an Georg Schlager, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend, Bezirk Waidhofen/Thaya:
Ja, also ich denke auf jeden Fall, dass es gerade Jugendorganisationen und Jugendnetzwerke sind, die hier ein Bewusstsein schaffen. Wir haben heute jemand von Fridays For Future da und ich glaube, dass gerade das die Bewegung ist, die in den letzten Jahren dafür gesorgt hat, dass da ein gewisses Bewusstsein entsteht. Weil, und das muss man auch ganz klar sagen, der Klimawandel ein Thema ist, das vor allem uns junge Menschen betrifft. Wir sind diejenigen, die die Konsequenzen ausbaden müssen, wir sind diejenigen, die dann auf diesem Planeten weiterleben, eben unter Einfluss des Klimawandels. Und deshalb denke ich, dass wir Jugendorganisationen, wir jungen Menschen einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben, dass wir hier sensibilisieren in diesem Bereich und dafür sorgen, dass dieses Thema zum Thema gemacht wird.
Also, ich sehe das grundsätzlich sehr kritisch, dieses Lagerdenken, und ich glaube, der Beweis dafür, dass das oft auch nicht existiert, sieht man heute hier in dieser Diskussion. Wir sind ja drei Leute aus verschiedenen Fraktionen, aus verschiedenen Parteien und sind ja trotzdem irgendwie einer Meinung, dass diese Windkraftprojekte gerade fürs Waldviertel extrem wichtig sind. Und dass es sich auszahlt, die umzusetzen.
Ich glaube, was da einen wesentlichen Beitrag leistet ist, dass man sich heutzutage nicht mehr ganz aus seiner Bubble raustraut, dass man sich nicht traut, mit anderen Leuten mit anderen Meinungen zu diskutieren. Und was da sicher auch eine Rolle spielt, sind die sozialen Medien. Algorithmen sind einfach so programmiert – von Facebook, Instagram und Co. – dass mir das vorgeschlagen wird, was mir gefällt und das ist halt meistens meine eigene Meinung. Und so ist man irgendwann so festgefahren darauf, dass es keine faktenbasierte Argumentation mehr ist, sondern eine rein emotional geführte Debatte mit Argumenten aus der untersten Schublade.
Und das sehe ich ganz kritisch und deshalb finde ich es auch unglaublich wichtig, dass man rausgeht, sich mit anderen Menschen unterhält und mal nachfragt, wie ist eure Meinung – sich mal die Gegenseite anhört und sich so eine eigene Meinung bildet und nicht blind dem nachläuft, was irgendwer anderer sagt.
Ich denke, dass andere Faktoren eine viel wichtigere Rolle spielen, als ob da jetzt ein Windrad in der Landschaft steht oder nicht, weil das meiner Meinung nach das Landschaftsbild nicht zerstört oder so was. Und man sieht das auch am Beispiel anderer Regionen, zum Beispiel Bruck an der Leitha, dort stehen 44 Windräder – also wirklich deutlich mehr als die geplanten Windkraftanlagen da bei uns im Bezirk Waidhofen. Bruck an der Leitha, das ist der Bezirk, der in Niederösterreich das stärkste Bevölkerungswachstum verspürt im Vergleich. Das zeigt ganz klar, dass andere Faktoren wie Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und so weiter eine viel größere Rolle spielen, als dass da jetzt ein Windrad steht und Strom für mich produziert. Auch im Tourismus zeigen andere Regionen wie zum Beispiel Neusiedlersee oder auch Länder wie die Niederlande, dass Tourismus auch funktionieren kann, wenn Windkraftanlagen gebaut worden sind und nachhaltigen Strom produzieren.
Fragen an Bernhard Steindl, Pressesprecher Fridays For Future Austria:
Also, generell kann ich sagen, die Jugend sieht das und es ist Wahnsinn, was in den letzten zehn Jahren passiert ist. Man merkt es von Jahr zu Jahr, kann man de facto sagen. Und man muss wirklich schon die Jugendlichen mit einer Lupe suchen, schon sehr, sehr tief graben, um irgendjemand zu finden, der den Klimawandel anzweifelt. Und bezüglich der Windkraft – also ich kenne wirklich sehr viele Jugendliche, und nicht nur aus der Klimaschutz-Bubble. Und da ist es so, dass im schlimmsten Fall meinen Freunden die Windräder egal sind. Aber das sind Ausnahmen, die meisten sind natürlich klar dafür.
Und was hat Fridays For Future oder der Aktivismus schon bewirkt? Vor zwei Jahren hat die Landeshauptfrau Mikl-Leitner gesagt, es wird in Niederösterreich kein einziges Windrad mehr geben, brauchen wir nicht. Schlussendlich hat es von uns viele Aktionen gegeben, unter anderem haben wir vor einem Jahr vor der Landesregierung ein Zeltlager aufgeschlagen, und haben das gefordert. Schlussendlich gibt es vernünftige Leute in der Landesregierung, die dann gesehen haben, dass doch noch Windräder gebaut werden müssen. Somit war klar, es braucht eine neue Zonierung, und das ist es, was uns alle zusammenführt. Im Waldviertel ist noch sehr viel Potenzial und es ist absolut notwendig, dass da Windräder kommen. Wir brauchen jede Kilowattstunde Leistung aus erneuerbaren Quellen.
Und jetzt kurz zum Waldexkurs: Dieselben Leute, die jetzt so tun, als würden sie jeden Baum persönlich küssen, sind die, die irgendwelche wahnsinnigen Autobahnprojekte mit hunderten Hektar Schlägerung am liebsten sofort bauen würden. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Und wenn man dann das gegenüberstellt, ist ihnen das offensichtlich völlig wurscht. Aber wenn es ein Windrad ist, ist jeder Quadratmeter Waldboden auf einmal heilig, obwohl man dort so viel Energie erzeugen kann, dass es sich, auch wenn man die Auswirkungen gegenrechnet, absolut rentiert fürs Waldviertel und für die ganze Gesellschaft.
Also, für mich ist es immer schon so gewesen, wenn wir früher zum Beispiel an St. Pölten vorbeigefahren sind, waren diese Windräder immer Zeichen der Zivilisation, denn die hier machen sich ihren Strom selbst. Jetzt wohne ich dort, ich habe nicht einmal einen Kilometer zum nächsten Windrad, ich kann beim Fenster rausschauen, und wenn es sich dreht, weiß ich ganz genau, wo mein Strom herkommt. Für mich ist es selbstverständlich und dementsprechend stört es mich natürlich nicht, ob da ein Windrad ist. Genauso wenig stört mich Eisenbahn oder sonst was, das ist einfach Grundinfrastruktur. Das eine ist Strominfrastruktur das andere ist Verkehrsinfrastruktur. Wir brauchen das, wenn wir unseren Lebensstil so leben wollen. Und deswegen ist für mich ein Windrad genauso wie eine Eisenbahn einfach ein wichtiges Kriterium zum Leben.
Also, wenn es darum geht, für künftige Generationen zu sorgen, wäre zum Beispiel ein Klimaschutzgesetz, das genau vorschreibt, was wann zu tun wäre, ein optimaler Fall. Da ist die ÖVP gerade am Blockieren, leider. Es fehlt generell ein bisschen das Parteiübergreifende. Klimaschutz wird noch immer so als grünes Randthema abgeschoben. Aber das ist es nicht. Es ist ein allumfassendes Thema, das uns alle angeht und jeden Lebensbereich für uns irgendwie erwischen wird.
Und wenn es um Generationengerechtigkeit geht, finde ich es einfach unfair, dass es da immer noch die „Hinter mir die Sintflut!“-Einstellung gibt. Oder man hat diese Disneyland-Darstellung vom Waldviertel, aber da sage ich schon, das war schon immer ein Wirtschaftsraum. Und man braucht die Infrastruktur, sonst ist es irgendwann nur mehr ein einsamer Nationalpark, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, weil keiner mehr da wohnen kann.
Also, es ist schon ein allumfassendes Thema und deswegen brauchen wir auch die Bekenntnisse von Unternehmen, von uns allen – übrigens immer zur Wahl gehen, wenn man die Möglichkeit hat, Demokratie ist extrem wichtig! Aber auch von den Parteien, die parteiübergreifend sagen, Klimaschutz ist jetzt kein Parteithema, sondern es ist ein Überlebensthema. Es wird noch immer diskutiert, ob man etwas für den Klimaschutz tun soll und was man tun sollte. „Um Gottes Willen, ein Windrad da hinten, können wir das den Leuten antun?“ Wir brauchen es, Punkt. Also, ich bin da über diese Kleindebatten schon fast ein bisschen darüber hinaus und mich erzürnt das wirklich, ich bin wirklich angefressen, denn dieses „Hinter mir die Sintflut!“ ist nicht die Art, wie man mit uns umgehen sollte, mit der Jugend.
Fragen an Viktoria Hutter, Land- und Forstwirtin, Bundesrätin (ÖVP):
Im Vorfeld zu der Veranstaltung habe ich mir überlegt, wo eigentlich meine ersten Berührungspunkte mit dem Thema Klimawandel waren. Bereits in der Schule haben wir erste Projekt zum Thema umgesetzt – regional Einkaufen, regionale Lebensmittelproduktion bis hin zu der Attraktivierung des Fahrrads – so hat das für mich eigentlich gestartet. Und die Beschäftigung damit ist in den letzten Jahren eigentlich immer intensiver geworden und hat sich eben auf die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald verfestigt.
Ich bin eine von vielen leidgeprüften Waldbesitzerinnen, die durch die Auswirkungen des Klimawandels – die Dürre, die Hitze, die Borkenkäferkalamität, die damit einher gegangen ist – große Teile ihres Waldes verloren hat und weiter verliert.
Thomas Göttinger, Manfred Ergott und ich haben ja dann auch den Verein Waldsetzen.jetzt initiiert, der einerseits Waldbesitzer helfen soll, Flächen wieder aufzuforsten – klimafit und zukunftsfähig – und andererseits aber auch Bewusstsein zu schaffen unter den Menschen. Ich glaube jedem Waldviertler und jeder Waldviertlerin ist irgendwie klar geworden, dass der Wald jetzt ein Problem hat.
Der Klimawandel ist für uns spürbar und die Klimaerwärmung ist ja auch messbar. Auch wenn immer noch manche sagen, na ja, Klimawandel, Klimaerwärmung, das hat es eh schon immer gegeben. Das Erschreckende sind die kurzen Zeiträume, in denen wir Veränderungen erleben, die Extremwetterereignisse, die immer stärker auftreten, die Dürren, die Überschwemmungen.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es einfach nicht mehr ausreicht, nur nachhaltig zu leben, mal abgesehen davon, dass wir es gar nicht geschafft haben, nachhaltig zu leben. Aber bis jetzt war immer so der Ansatz, dass, wenn wir unseren CO2-Fußabdruck reduzieren, wenn wir CO2 neutral leben, dann kriegen wir irgendwie die Kurve. Ich denke aber, wir sind jetzt mittlerweile wirklich an einem Punkt angelangt, wo das einfach nicht mehr ausreicht, wo wir aktiv Maßnahmen setzen müssen. Und das kann man nicht mit einer Maßnahme allein machen. Ich sehe da den Wald als wichtigen Partner. In Richtung Klimawandel, CO2-Bindung, Holznutzung usw. ist er ganz wichtig. Aber der Wald allein wird es nicht stemmen und deswegen brauchen wir alle Möglichkeiten, die wir aktuell haben.
Für mich ist es ganz wichtig, Photovoltaik, Biomasse, Windkraft verstärkt zu nutzen. Und da haben wir jetzt im Bezirk Waidhofen die große Chance, unsere Energie vor Ort zu produzieren. Ich sehe das als riesengroße Chance.
Das darf man nicht so kurzfristig sehen. Wenn man die Rodung von 5000 Quadratmetern für das Aufstellen eines Windrades in Zusammenhang mit dem Leben eines Waldes oder eines Baumes sieht, ist dieser in einem sehr kurzen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren schon wieder nachgewachsen. Laura und ich waren beim Windpark in Munderfing und konnten dort sehen, wie schnell das eigentlich geht.
In der Forstwirtschaft bei uns ist es sehr verbreitet, dass man bis zu 5000 Quadratmeter Waldfläche in einem Zug aberntet und dann wieder aufforstet. Für die Rodung solch kleiner Flächen braucht man auch keine Genehmigung. So gesehen passen die Rodungen für die Windräder eigentlich in unser System. Das ist jetzt keine übertrieben große Fläche, wo man sagen würde, dass Unmengen an Bäumen zusätzlich wegfallen. Und zusätzlich gibt es ja die Ersatzaufforstungen.
Und zur Bewirtschaftung selber denke ich, wir Waldbesitzer brauchen ja unsere Forststraßen, damit wir das Holz aus dem Wald transportieren können. Die Forststraßen bestehen schon zum größten Teil, da und dort wird man die Wege adaptieren oder ergänzen müssen. Aber an sich ist das Wegenetz schon vorhanden.
Wenn man die Errichtung eines Windparks ein bisschen forstwirtschaftlich denkt, die bestehenden Wege dann verbindet und ein ordentliches Konzept macht, ist das auch ein Benefit für die Waldbesitzer, am Ende des Tages. Holzlagerplätze brauchen wir auch unbedingt als Waldbesitzer, wo wir das aus dem Wald heraustransportierte Holz zwischenlagern können, damit der LKW es holen kann. Das haben wir zum Beispiel beim Windpark Grafenschlag gesehen, dass da einfach super Synergien herrschen. Die Fläche, die wirklich offenbleiben muss, damit man die Windräder warten kann, dort kann man zum Beispiel einen Holzlagerplatz anlegen oder Umkehrplätze für die Lastwägen.
Und ja, alles in allem denke ich, ob jetzt ein Windrad im Wald steht oder nicht ist meines Erachtens für die Bewirtschaftung keine Einschränkung.
Als Bäuerin, als Land- und Forstwirtin bin ich ja sowieso sehr verwurzelt in der Region und würde nie woanders hinziehen. Insofern ist für mich auch egal, ob da ein Windrad steht oder nicht. Ich sehe das jetzt auch nicht als Störfaktor. Für mich wäre es viel störender, wenn jetzt hektarweise Photovoltaikanlagen auf Ackerflächen wären und diese dann total versiegeln. Also das wäre für mich ein viel größerer Einschnitt in die Landschaft, in die Natur als ein paar Windräder im Wald.
Fragen an Johannes Schmidt, Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, BOKU Wien:
Das ist natürlich eine komplexe Frage. Die Auswirkungen des Ausbaus von erneuerbaren Energien wirken natürlich lokal, da gibt es gewisse Effekte auf Biodiversität, aber man kann das sehr gut planen und hat das auch gut im Griff, wie man das handhabt. Man würde so ein Windrad wahrscheinlich nicht in den artenreichsten Wald in ganz Österreich oder in ganz Europa stellen, das Ist klar. Aber das wird ja bei den Zonierungen berücksichtigt. Und die Flächen im Waldviertel sind halt tatsächlich Wirtschaftswälder, die sind nicht extremst artenreich, um es positiv zu formulieren.
Auf der anderen Seite wirkt die Klimaerwärmung global auf jede Fläche, also nicht beschränkt auf die Windradfläche und dort drumherum, sondern wirklich auf jede Fläche. Der Klimawandel wirkt global, weil sich überall die Temperatur erhöht, und das heißt, dass sich Lebensräume für Lebewesen verschieben. Tiere, die es nicht gerne warm haben, zum Beispiel, müssen nach oben wandern. Aber irgendwann ist der Berg dann auch aus.
Also, es ist von der Wirkung her überhaupt nicht vergleichbar, auch von der Größenordnung. Ich empfehle allen, die sich um die Biodiversitätseffekte von Windrädern sorgen, sich die Stellungnahme des WWF durchzulesen, die haben sie auf ihrer Webseite veröffentlicht. Die haben einen Literatur Review in Auftrag gegeben, wo sich Wissenschaftler angeschaut haben, was eigentlich die Literatur zu den Biodiversitätseffekten von Windkraft im Wald sagt. Und die kommen dort zu dem Schluss, dass, wenn man es auf den entsprechenden Flächen baut, die eben nicht sehr artenreich sind, dass das überhaupt nicht dieses große Problem ist Es gibt auch bestimmte Managementverfahren, mit denen man das gut handhaben kann. Zum Beispiel kann man die Windräder zu bestimmten Zeiten abschalten, wo man weiß, dass die Fledermausaktivität höher ist und so weiter. Und der WWF ist jetzt keine Organisation, die dafür bekannt ist, dass ihr Biodiversität nicht am Herzen liegen würde. Und die sprechen eigentlich relativ klar eine Empfehlung für die Windkraft im Wald auch aus. Ich würde es wirklich allen empfehlen, das einmal durchzulesen.
Ich finde, das ist ein spannender Ansatz, weil all diese Dinge waren ja tatsächlich große Probleme und wir haben sie in den Griff bekommen, weil wir sie reguliert haben. Also der Katalysator ist ja gekommen, weil es den sauren Regen gegeben hat. Wir haben auch die Emissionen aus den Kraftwerken reguliert, um den sauren Regen in den Griff zu bekommen und Überraschung: Wir haben es geschafft und deswegen ist es kein Problem mehr. Auch beim Ozonloch ist so, dass wir die FCKWs relativ gut regulieren konnten und deswegen das Problem kleiner gemacht haben. Also was diese Beispiele zeigen, ist, dass es Umweltprobleme gibt und dass man sie lösen kann.
Und das Methan aus den Kühen ist weiterhin ein Problem, das ist nämlich ein Treibhausgas, genauso wie das CO2 und sogar ein viel Stärkeres, das sozusagen die Erwärmung noch weiter anheizt. Also das Einzige, glaube ich, was diese Beispiele zeigen, ist, dass es einerseits tatsächlich Umweltprobleme gibt und andererseits, dass man sie lösen kann, indem man reguliert.
Fragen an Peter Molnar, Bürgermeister der Stadt Krems:
Ja, gerne. Ich durfte bereits bei zwei Veranstaltungen in der Region dabei sein, in Thaya und in Groß-Siegharts, und die waren wirklich sehr positiv. Was mich allerdings wirklich erschreckt hat, ist diese Wissenschaftsfeindlichkeit, die teilweise getragen wird, mit ganz wilden Behauptungen und deswegen will ich ein paar Standpunkte oder wichtige Dinge, die mir in der Politik eingefallen sind, auch im Klima- und Ökostrombereich, näherbringen – vor allem den JungpolitikerInnen.
Ich habe vor 25 Jahren begonnen, mich mit Klima und Energie zu beschäftigen. War mehrfach Geschäftsführer, Vorstand und Aufsichtsrat im Bereich Wind und Ökostrom und im Klimabereich.
Was mich erschreckt hat, ist, die Bürger sind sehr gut informiert, sind sehr interessiert, aber teilweise war es blanker Unsinn, der gesagt worden ist über Klimawandel und Ökostrom und in so einem Ausmaß, dass ich wirklich schockiert war.
Im Bereich Klimaschutz ist die Wissenschaft seit rund 25 Jahren ganz klar. Die Wissenschaft sagt seit 25 Jahren: „Da tut sich was, wir müssen was ändern!“. Und es ist, glaube ich, jetzt nicht mehr die Zeit, dass man da lange debattiert, ob und wie der Golfstrom sich ändert und ob das auch wirklich stimmt mit den ganzen Auswüchsen, die wir haben. Es ist viel dramatischer geworden in den 25 Jahren, als wir vor es 25 Jahren gedacht haben. Im Waldviertel ganz konkret. Und ich bin Waldviertler, Ich bin als Kremser Bürgermeister sehr stolz, zum Waldviertel zu gehören. Im Waldviertel haben wir extreme Trockenheit. Wir haben Starkregenereignisse, die Wälder degradieren, wir haben wirklich Probleme beim Weinbau in Krems. Also, das heißt: eine Dramatik, die Irre ist. Und was mich ebenso irritiert hat, ist, dass wir debattieren, ob das jetzt stimmt oder nicht stimmt. Wir müssen endlich weitergehen, weg vom Debattieren, hin zum Agieren. Das ist Nummer 1.
Und Nummer 2 ist damit direkt verbunden: Ich bin in die Politik gegangen und hab aber schon mein ganzes Leben als Unternehmensführer immer erkannt, es erleichtert die Sache ungemein, wenn man klare Standpunkte hat. So ist das auch bei meinen vier Kindern. Wenn ich sage, wir machen das so und so, dann kann man natürlich gerne debattieren, aber wenn ein klarer Standpunkt einmal da ist, dann erleichtert es gewisse Sachen.
Als Politiker ist es so, wenn ich zum Beispiel sage: In Krems wollen wir Tempo 30 vor allen Schulen und Kindergärten – da geht es gar nicht um Klimaschutz, es ist ein Teil des Klimaschutzes, aber es geht vor allem um Sicherheit für die SchülerInnen und StudentInnen. Und wenn man das einfach durchsetzt, dann gibt es keine Debatte, ob und wann wir Tempo 30 haben, sondern wir versuchen einfach überall vor allen Schulen und vor allen Kindergärten Tempo 30 zu machen. Und genau das gleiche ist im Klimaschutz. Man sollte einfach weggehen vom Debattieren.
Und das Dritte, was ich mitgeben will ist: Ich finde – und es ist erfreulich, dass ich jetzt auch ganz klar gewählt worden bin in Krems an der Donau – als Politiker sollte man nicht versuchen, es unbedingt jeden recht zu machen. Das kommt, glaube ich, auch nicht gut bei den Wählern und Wählerinnen an, sondern man sollte wirklich versuchen, für etwas zu stehen. Und für etwas zu stehen, heißt auch, dass man eine klare Position einnimmt.
Was mich ein bisschen gestört hat, ist – und ich bin relativ neu im politischen System, erst eineinhalb Jahre -, dass aufgrund von Oppositionsgedanken es Gemeinden gibt, wo die ÖVP gegen Windparks ist, und es gibt Gemeinden, wo die SPÖ gegen Windparks ist. Je nachdem, wie der Bürgermeister ist. Und das geht sich nicht aus und das soll auch nicht sein. Der Klimaschutz ist allen anderen Dingen so übergeordnet, dass er nicht für parteipolitischen Hickhack missbraucht werden sollte. Das heißt, ich plädiere dafür, dass wirklich die Politiker und Politikerinnen und ganz besonders die jungen Politiker und Politikerinnen alles machen, was notwendig ist, um Klimaschutz zu betreiben.
Und jetzt komme ich ganz kurz zu Windrädern. Wie gesagt arbeite ich seit 25 Jahren für den Ökostromausbau in Österreich. Wir in Österreich haben wirklich eine sensationelle Ausgangsposition. Wir haben extrem viel Wasserkraft, wir haben Biomasse, wir haben Sonne und wir haben Wind. Das heißt, wir haben alle vier Technologien, die wir brauchen, um 100% Ökostrom bis 2030 zu erreichen. Ich bin auch stolz, dass ich dazu beigetragen habe, dass das auch ein Regierungsziel wird. 100% Ökostrom bis 2030, dafür habe ich mich eingesetzt, als ich Geschäftsführer von Erneuerbare Energie Österreich war. Und wenn man dann dieses Ziel hat, und das ist sehr sinnvoll, dieses Ziel zu haben, dann muss man einfach sagen, okay, heruntergebrochen, was bedeutet das? Und das bedeutet im Bereich Wind, dass wir derzeit diese 1400 bis 1500 Windräder haben, denn rund 17 bis 20% des Ökostroms sollen aus Wind kommen.
Wir brauchen aber noch ungefähr doppelt so viele Leistung im Wind. Und die Leistung im Wind kann man auf zweierlei Arten erreichen: Indem man Repowering macht, das heißt an guten Standorten, die man jetzt schon kennt, kann man leistungsfähigere Windräder aufbauen. Oder man geht in Gebiete, wo eben derzeit noch keine Windräder stehen.
Und gerade beim Wind ist die regionale Verteilung extrem wichtig. Es bringt uns nichts, wenn alle unsere Windräder im Burgenland auf einem Fleck stehen und wir hätten 1400 Windräder dort. Denn wenn der Wind aus Westen kommt, dann dauert es oft 12 Stunden von Feldkirch in Vorarlberg bis Eisenstadt in Burgenland. Und in diesen 12 Stunden können sich eben die Windräder dann nach und nach ein- und ausschalten. Das heißt in Wahrheit, es macht wirklich sehr viel Sinn, in Zukunft die Windräder nicht nur an einem Ort zu stationieren, sondern eben verteilt über ganz Österreich.
Und da komme ich jetzt ins Waldviertel. Dass es noch immer wirklich Gegnerschaft hier gibt, das hat mich nicht erschreckt. Aber mit welchen Argumenten die Gegnerschaft hier arbeitet. Die Argumente sind wirklich wissenschaftsfeindlich und oft blanker Unsinn, also wirklich blanker Unsinn, wo ich mir nach 25 Jahren Beschäftigung mit dem Thema gedacht habe, das gibt es ja nicht, dass es heute im Jahr 2024 wirklich noch ernsthaft diskutiert wird.
Das heißt, ich lade alle ein, ganz klare Voraussetzungen zu schaffen, ganz klare Standpunkte zu haben. Und ein Standpunkt ist, dass wir nicht zu viel Klimaschutz machen können. Früher haben wir immer gesagt, na ja, ich muss Klimaschutz machen, weil es notwendig ist. Wir müssen mittlerweile jede Form von Klimaschutz machen, die nur irgendwie möglich ist, weil wir schon längst die Grenzen überschritten haben.
Erst am Sonntag habe ich wieder einmal einen Vortrag von Helga Kromp-Kolb gehört. Seit 25 Jahren höre ich diese Vorträge und ich verstehe sie auch und sie werden immer dramatischer. Aber diesen Vortrag vom letzten Sonntag werde ich nie vergessen, weil da ist mehr oder weniger gesagt worden, dass wir im nächsten Jahr schon einige Klimagrenzen überschreiten könnten.
Also das heißt, es geht jetzt nicht darum, noch viel zu debattieren, sondern wir müssen endlich ins Agieren kommen. Und eine der sinnvollsten Arten zu agieren, ist, dass wir auf Ökostrom setzen, denn Ökostrom wird alle fossilen Energien in Zukunft substituieren. Und gleichzeitig bleibt das Geld, das wir sonst für fossile Energien ausgeben, in der Region, im Waldviertel, im Bereich Waidhofen.
Ja, also ganz klares Ja. Ich habe von Krems von meinem Haus den Blick Richtung Gaskraftwerk Theiss, Kohlekraftwerk Dürnrohr und Atomkraftwerk Zwentendorf. Krems ist in der 30 Kilometer Todeszone von Zwentendorf gelegen. Ich würde mich freuen, wenn ich hundert Windräder sehen würde in der Tullner Ebene, die sich drehen, die keine Rückstände haben, die keine großen Auswirkungen haben.
Ich trete nicht nur für Wind ein, sondern ich habe auch eine PV-Anlage am Dach, ich investiere in Windkraft, in Kleinwasserkraft, in Biomasse, ich habe in Krems jetzt auch ein nagelneues Biomassekraftwerk. Denn das wichtige ist nämlich das Zusammenspiel der Ökostromanlagen und deswegen ein ganz ein klares Ja.
Wir haben auch Beispiele gesehen in diesen Windgesprächen, dass gerade im Burgenland die Windräder wirklich sehr sichtbar sind, und das ist auch das, was stört. Es ist ja nicht so, dass Windräder nur positiv sind. Die Sicht und auch die Lärmentwicklung, die kann schon beeinträchtigend sein. Aber ich habe im Burgenland auch in einem Hotel gewohnt, wo die Windräder in neunhundert oder tausend Meter Entfernung waren und es war überhaupt keine Beeinträchtigung. Im Gegenteil, es war eine Stimmung des Aufbruchs.
Ich will eine ganz kurze Anekdote aus meinem Leben erzählen. Die Wirtschaftskammer Österreich hat am Anfang, vor 20 Jahren, Windkraft nicht sehr positiv gesehen und dann haben sie den Jack Welch einfliegen lassen, der war damals der Vorstand von General Electric, der zu der Zeit größten Firma der Welt. General Electric ist damals gerade in die Windkraftszene eingestiegen. Und in Wien in der Industriellenvereinigung ist der Jack Welch befragt worden: „Was beeindruckt Sie oder was finden Sie in Österreich toll?“, und er hat gesagt: „Na ja, am meisten beeindruckt hat mich, wie ich da in Schwechat gelandet bin und hunderte Windräder gesehen habe. Weil, das ist die Zukunft, dort müssen wir hin!“
Also, das heißt in Wahrheit ein klares Ja. Man muss die Konsequenzen tragen. Ich bin auch für Leitungsausbau, also wir können nicht nur Ökostrom ausbauen, sondern wir müssen auch die Leitungen dafür bauen. Wer A sagt, muss auch B sagen, das gehört dazu.
Aber ich sage deswegen auch ein klares Ja mit meinen vier Kindern, weil es keine Auswirkungen gibt. Also das heißt, alles, was die Gegnerschaft da anführt, Infraschall und so weiter – man hat in jedem Autoradio, in jedem Kühlschrank mehr Infraschall, als was die Windräder in 1000 Meter Entfernung haben. Wie ich das Argument gehört habe, da ist mir so übel geworden, weil ich mir gedacht hab, das gibt’s ja nicht, man kann was gegen Windräder haben, überhaupt kein Problem im demokratischen Diskurs, aber bitte nicht mit absoluten Schwachsinn untermauern.
Ganz klar, wir machen in Krems sehr viel. Also, wir haben schon seit 10 bis 15 Jahren Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden, bestücken alle öffentlichen Gebäude mit PV-Anlagen. Wir haben jetzt auch Freiflächen-PV, und zwar dort, wo es schon degradierte Flächen sind, das heißt beim Wasserwerk, da darf gar nichts anderes stehen, dort machen wir unsere erste Freiflächen-PV. Wir haben eben jetzt durch die EVN das Biomassekraftwerk der EVN in Krems mit 20 Megawatt thermisch und 5 Megawatt elektrisch und können so 15.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen und 20.000 Haushalte mit Nahwärme aus Biomasse.
Aber das Einzige, was uns fehlt, ist ein richtiges Windkraftwerk. Wir werden auch keine Kleinwindräder bauen, weil die bei weitem nicht so effizient sind wie die Großwindanlagen. Wir werden auf Effizienz setzen, auf Photovoltaik, auf Biomasse und auf Wasserkraft – wir haben ein Kleinwasserkraftwerk noch im Bereich Krems. Und was mir wichtig ist, wenn es eine Möglichkeit gibt, wir haben das im Gemeinderat auch schon debattiert, wir würden uns auch überlegen, dass wir uns an Windrädern beteiligen. Denn es geht darum, wie groß die Grenze ist, denn 50 Kilometer entfernt von Krems gibt es Windräder oder auch 30 Kilometer entfernt. Ja, und wir würden uns auch überlegen, uns dort zu beteiligen, um eben – nachdem die Erneuerbaren Teamplayer sind – wirklich alle Erneuerbaren zur Verfügung zu haben. Weil wenn alle Erneuerbaren zur Verfügung stehen, dann können wir auch wirklich 365 Tage, 24 Stunden Ökostrom aus der Region beziehen. Und ich will es noch einmal betonen, was wir hier mit diesen Windrädern ersetzen, ist Öl und Gas. Und gleichzeitig wird ein Waldviertler Unternehmen, die W.E.B Windenergie unterstützt.
Und ich finde einfach, dass es an der Zeit ist, dass wir unser Geld in der Region lassen und dass wir die Energie wirklich auch in der Region erzeugen und dafür eben die Wirtschaftskraft nicht verloren geht, sondern dass wir einfach in unserer Region schauen, dass wir 100% Ökostrom haben. Weil dann haben wir auch alle Möglichkeiten für die Wirtschaftsentwicklung, aber auch, dass das Geld in der Region bleibt. Hier kommt es in diesen Diskussionen auch viel zu kurz, dass wir gewohnt sind, Milliarden in den asiatischen Raum oder nach Saudi-Arabien zu schicken und gleichzeitig darüber zu debattieren, dass die Betreiber von Windrädern Gewinne machen. Also, ganz klar ist, wenn wir die Möglichkeit hätten, dann würden wir in Krems auch gerne Windräder aufstellen. Wir schauen aber in der nächsten Nähe, dass wir uns da engagieren können.
Fragen an Thomas Göttinger, Unternehmer und Initiator der Windgespräche:
Ich habe zwei Kinder und ich bin es ihnen und allen anderen nachkommenden Generationen schuldig, mich mit allen meinen Möglichkeiten für die Energiewende und damit für den Klimaschutz einzusetzen. Die Windgespräche habe ich ins Leben gerufen, um den Menschen in der Region die Möglichkeit zu geben sich zu informieren, Fragen zu stellen und vor allem miteinander zu reden. Niemand muss an diesen Abenden seine Meinung ändern, aber kann den sachlichen Dialog nutzen.
Es kursieren in unserer Region bereits seit vielen Jahren gezielt gestreute Falschinformationen zum Thema Windkraft und deren Nutzung. Die Menschen haben es sich verdient, Zugang zu Informationen aus erster Hand zu erhalten. Das von mir ins Leben gerufene Format ist unabhängig, unparteiisch und wird ausschließlich von mir finanziert.
Ich bin weder Sprecher der Windkraftbetreiber noch der Bürgermeister der betroffenen Gemeinden. Vielmehr nehme ich meine persönliche Verantwortung wahr und lade alle interessierten Menschen ein, an den Gesprächsabenden teilzunehmen. Die Einwohner der betroffenen Gemeinden werden dazu eingeladen, für oder gegen die Windkraft abzustimmen. Und dafür ist es entscheidend, dass sie gut informiert diese wichtige Entscheidung für die Zukunft unserer Heimat treffen. Gemeinsam für eine zukunftsfähige, aufblühende Region – das ist meine Devise.
Mein Ziel ist, dass wir aus den fossilen Brennstoffen rauskommen. Wir backen zwar nur Kuchen, aber wie wir das machen, dadurch kann man sehr viel beeinflussen. Wir können jetzt schon 30% Strom selber erzeugen und das ist ja nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für das Geldbörsel.
Als Unternehmer fühle ich mich aber auch meinen Mitarbeitern gegenüber verpflichtet, auf nachhaltige Weise den Unternehmenserfolg abzusichern. Dazu gehört in erster Linie eine klimaschonende und sichere Energieversorgung mit kalkulierbaren Kosten. Die Abhängigkeit von fossilen Energiekonzernen in weit entfernten Staaten ist für uns nicht länger tragbar. Wir wollen, dass das Geld für unsere Energie auch in der Region bleibt.
Ich habe aus vielen Gesprächen mitgenommen, dass die größte Sorge der Menschen ist, dass ihnen die Natur weggenommen wird, wenn Windräder aufgestellt werden. Ich sehe das überhaupt nicht so. Wenn man sich näher damit beschäftigt, erkennt man, dass die Biodiversität sogar vermehrt wird. Bei uns haben in den letzten paar hundert Jahren die Fichtenmonokulturen überhandgenommen – und das wird durch die Freiflächen, die beim Windkraftbau entstehen, wieder verbessert.
Ich bin da aber lieber selbstbestimmt als fremdbestimmt. Wir haben jetzt die historische Chance, dass wir zum ersten Mal unsere eigene Energie erzeugen können mit dieser großen Kraft der zeitgemäßen Windräder. Das ist es dann egal, wo auf der Welt die nächste Krise eintritt, wir können unseren eigenen Strom erzeugen. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen.
Bei der Erneuerbaren Energiegemeinschaft, die in unserer Region gerade entsteht, können sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen Mitglied werden und erhalten dadurch Zugang zu einer günstigen und vor allem sicheren Energieversorgung. Der dafür benötigte Strom kommt in unserem Bezirk in Zukunft hoffentlich zum Großteil aus Windkraftanlagen, die bei uns und für uns diesen Strom erzeugen.
Wir können damit unsere Häuser beleuchten, aber auch heizen, Maschinen antreiben und mit dem Auto günstig von A nach B gelangen. Deshalb leisten Windräder in unserer Region einen wichtigen Beitrag für leistbaren, umweltfreundlichen und sicher planbaren Strom.
Das ist wesentlich besser als in alle Ewigkeit teures Öl von irgendwo auf der Welt und völlig überteuertes Gas aus Russland zu kaufen. Fossile Energie sorgt weltweit für blutige Konflikte. Erneuerbare Energie sorgt für das Aufblühen ländlicher Region und stiftet Frieden. Und wir sehnen uns alle nach einem Ende der Konflikte – in fernen Regionen, aber auch bei uns.
Erneuerbare Energie, in diesem Fall durch die Windräder, lässt die Wertschöpfung in der Region und sichert die Zukunft unserer Unternehmen und deshalb auch unserer Arbeitsplätze ab.
Fragen an Rupert Gruber, Obmann der Jägerrunde Groß-Siegharts:
Es ist im Kreis der Jägerschaft ein sehr kritisches Thema. Ich bin kein Befürworter der Windräder im Wald, aber auch kein Gegner der Windräder am freien Feld. Meine Sorge ist, dass der Windpark im Wald massiv in die Natur und in die Landschaft eingreift.
Die Errichtung der Windräder soll doch im Wohnzimmer der Waldbewohner gebaut werden mit riesigen Fundamenten, vielen Transportwegen und Stromleitungen. Da sehe ich eigentlich den Disput. Ich bin eigentlich nicht sicher, ob ich dafür oder dagegen sein soll.
In meinem Jagdrevier gibt es ein Windrad, etwa 200 m von unserer Reviergrenze entfernt. Da das Windrad im freien Feld steht, ist keine negative Auswirkung auf das Wild zu beobachten. Es ist auch das gleichmäßige Betriebsgeräusch, das ich höre, wenn ich am Ansitz sitze, nicht störend.
Was jedoch zu bedenken ist, dass das ausgebaute Wegenetz, das zu den Windrädern führt, wesentlich mehr genützt wird durch diverse Fahrzeuge und das beinahe 24 Stunden am Tag. Das bringt Unruhe mit sich und ist nicht zielführend.
Eine weitere Beobachtung: Windräder in Japons haben sehr viel Stillstand. Die Bevölkerung fragt sich, ob wir den Strom der Windräder nicht brauchen oder ob die Netze zu schwach. Das sorgt für Verunsicherung, da brauchen wir noch Information.
Fragen an Alexander Simader, Klima- und Energiemodellregionsmanager:
Ich bin einer von 120 Klima- und Energiemodellregionsmanager in Österreich und mach das seit 2010. Wir werden von den Gemeinden und Großteils vom Klima-Energiefonds finanziert. Bei Großprojekten wie hier werde ich meist vom Projektwerber angesprochen. Ich mache aber nicht die Projektplanung. Meine Aufgabe ist es dann, zu schauen, dass ein Bewusstseinsbildungsprozess stattfindet, dass die Information zur Bevölkerung kommt.
Wenn wir hier ehrlich miteinander reden, dann geht es uns bei den Windrädern in erster Linie darum, dass man sie sieht. Wollen wir sie in unserer Landschaft, die wir als unberührt sehen, stehen haben oder nicht. Das ist die Diskussion bis zum Schluss.
Die Frage ist: Halten wir es aus, dass diese Veränderung stattfindet oder nicht?
Am Beginn meiner Tätigkeit im Bezirk Waidhofen habe ich meinen ehemaligen Professor im Waldbauinstitut der BOKU Wien besucht und ihn um seine Meinung zum Thema Windkraft im Wald gefragt. Er hat dann gesagt, dass bei Windkraftanlagen im Wald das Thema Schattenwurf, das am offenen Feld besteht, im Wald kein Thema ist, weil sich der Schatten bricht. Da hat es das Wild am Feld schwerer. Der gleichmäßige Grundlärm ist im Wald auch nicht so feststellbar, weil auch durch den Baumbewuchs ein Grundlärm vorhanden ist.
Und aus Biodiversitätssicht wurde von ihm bestätigt, dass die Artenvielfalt steigt, wenn die bestehenden Monokulturen unterbrochen werden und vielfältig bewachsene Randzonen entstehen. Dann habe ich noch das Thema Vögel angesprochen, weil das ja auch immer thematisiert wird. Seine Aussage war, dass Greifvögel eher über der offenen Landschaft jagen, über den Bäumen deutlich weniger.
Also, zuerst entscheidet die Landesregierung, ob es eine Zone gibt oder nicht, dort wo die Gemeinden Flächen angemeldet haben. Die Gemeinden haben dann noch die Möglichkeit, eine Zone wieder rauszunehmen. Dann erfolgt der Widmungsprozess – da entscheidet die Stimme der Bürger. Das ist ein politischer Prozess im Gemeinderat in Abstimmung mit der Volksbefragung, die von den betroffenen Gemeinden im Bezirk freiwillig beschlossen wurden.
Als nächstes kommt der technische Prozess der finalen Ausarbeitung der Umsetzungspläne durch den Windkraftwerkbetreiber und die Umweltverträglichkeitsprüfungen, für die Behörden zuständig sind. Dafür muss der Projektwerber mit Antworten zu allfälligen Fragen zu seinen Plänen zur Verfügung stehen.
Wenn wir jetzt an die Volksbefragung selbst denken, geht es um die Frage an die Bürger, ob wir uns Windräder in unserer Region überhaupt vorstellen können. Ob die Windräder dann tatsächlich kommen, da sind dann wieder die Behörden und Sachverständigen am Zug. Mit der Volksbefragung wird noch nicht entschieden, dass die Windräder tatsächlich kommen, aber die Bürger entscheiden, ob der Prozess vorangetrieben wird oder nicht.
Das Windrad hat in dieser Größe ganz andere Vorteile: Wir müssten in etwa 350 Hektar PV-Anlagen bauen, um die gleiche Energiemenge zu erzeugen wie die Windräder, die jetzt im Bezirk zur Diskussion stehen. Mir hat jemand gesagt, dass wäre die doppelte Fläche, die derzeit versiegelt ist – und das in einem Bezirk, der eh schon zu den am meisten versiegelten Bezirken in NÖ zählt.
Es geht um den Energiemix: Wir werden mehr PV-Anlagen brauchen, hoffentlich nicht so viel wie in dem kleinen Rechenbeispiel. Aber letztendlich funktioniert es nur im Mix. Wir haben jetzt den Winter vor uns, lange Nächte, und kaum mehr Potenzial zum Ausbau der Wasserkraft. Die Windräder werden sowieso gebaut, die Frage ist ja nur ob zehn Jahre früher oder später.
Die meisten Windräder stehen in Österreich ja nicht im Wald, sondern am Feld. Und es gibt super Beispiele wie der Windpark Munderfing in OÖ. Für mich war das überraschende, dass der Bereich der Windräder durch Laubbäume und Gebüsch so zugewachsen ist, dass ich die Windräder erst zehn Meter davor überhaupt sehen konnte. Das ist kurz nach der Errichtung anders, aber man sieht, wie sich die Natur die Flächen zurückholt.
Die meisten Nutzwälder haben auch bereits gut ausgebaute Forstwege, die dann genutzt werden können, weil ja auch die Holztransporte mit schweren LKWs erfolgt.
Fragen an Josef Buxbaum, Land- und Forstwirt in Groß-Siegharts:
Das eine schließt das andere nicht aus – die Doppelnutzung ist durchaus sinnvoll: In der ersten Ebene nutze ich den Wald für die Bewirtschaftung, aber auch für Erholungszwecke, in der zweiten, höheren Ebene nutze ich die Energie des Windes, die dann auch wieder regional verbraucht wird. Kombiniert mit Speichern ist das die Energieversorgung der Zukunft.
Natürlich ist eine gewisse Rodungsfläche notwendig, damit die Windräder errichtet werden können, aber dafür müssen dann ohnehin Ersatzflächen aufgeforstet werden. Das heißt in Summe wird ja unsere Waldfläche nicht verkleinert. Die Neuaufforstung erfolgt dann als klimafitter Mischwald und fördert die Biodiversität.
Nachdem mich das Thema schon sehr lange interessiert, konnte ich mich bereits mehrfach bei anderen Windparks vor Ort vergewissern, dass sich die Natur die Flächen zurückerobert. Die Vegetation wächst bis unmittelbar zum Fundament des Windrades in einer Sortenvielfalt, wie sie sonst im Wald nicht möglich wäre. Die Biodiversität ist im Übergang von der Wiese oder Feld zum Wald am höchsten. Das passiert auch auf diesen Kranaufstellflächen.
Das ist auch eine Bereicherung für die Jägerschaft, weil hier neue Äsungsflächen für das Wild entstehen. In Munderfing, Bezirk Braunau, war bei den Jägern anfangs Skepsis, aber sie haben gesehen, dass die Natur sich auf den für den Bau gerodeten Flächen in einer Vielfalt entwickelt hat, die vorher nicht vorhanden war.
Wir werden in Zukunft mehr denn je die erneuerbare Energie brauchen. Unser Bezirk wird derzeit zu zirka zwei Drittel mit fossiler Energie versorgt, wenn man den gesamten Energieverbrauch betrachtet. Wir müssen es in den nächsten Jahren schaffen, diese zwei Drittel durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Und dabei wird es notwendig sein, die Windenergie mit einzubeziehen.
Wir brauchen den Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energiequellen. Da muss die Photovoltaik drinnen sein, Wasserkraft – sofern sie noch ausbaubar ist – aber auch Biomasse bzw. Biogas und nicht zuletzt auch Windkraft. In einem vernünftigen und ökologisch vertretbaren Ausmaß wird das auch bei uns im Bezirk möglich sein.
Menschen haben mitunter Angst, dass ihnen die Natur weggenommen wird, das ist durchaus nachvollziehbar. Ich durfte in den letzten Jahren mittlerweile drei Windparks in Waldgebieten besichtigen und habe dabei die Möglichkeit genutzt, mit Bewohnern der jeweils umliegenden Orte zu sprechen. Was bei allen drei Windparks zu hören war ist, dass es anfangs Bedenken gab.
Die Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass überall sowohl Forstwirte und Jäger als auch Erholungssuchende den Wald nahezu uneingeschränkt nützen können. Natürlich gibt es einige Tage im Jahr, wo aufgrund von Vereisungen der Windräder kurzfristig das Betreten der unmittelbaren Umgebung verboten ist. Aber diese Einschränkung gibt es mitunter auch, wenn umfangreichere Forstarbeiten notwendig sind. Abgesehen davon haben die Bewohner von keinerlei Einschränkungen berichtet.
Fragen an Arnold Kainz, Projektentwicklung WEB Windenergie AG:
Größere, höhere Windräder sind schlicht und einfach effizienter. In höheren Luftschichten sind die Windströmungen gleichmäßiger und wir bekommen eine höhere Energieausbeute und mehr Volllaststunden. Und das ist es ja, was wir wollen: mehr Strom je Windrad.
Wir benötigen für die Errichtung hohe Kräne, daher werden dabei ca. 2500 bis 4000 m2 gerodet. Rund 2000 bis 3000 m2 bleiben auch dauerhaft offen, damit wir später für Reparaturzwecke auch wieder Kräne aufstellen können. Und wir müssen die einzelnen Windräder mit Verbindungswegen erschließen, wo auch dann die Kabel eingelegt werden. Das sind aber keine asphaltierten Wege, sondern wie Forststraßen aufgebaut und wachsen mit der Zeit wieder zu. Das kann man auch bereits bei einem Windpark im Waldviertel besichtigen.
Und ja, wir müssen sie hoch bauen. Die Türme sind üblicherweise 150 bis 170 m hoch und mit den Rotorblättern kommt man auf 260 bis 270 m Höhe. Das braucht es, um Windenergie auch wirklich nachhaltig nutzen zu können. Die Windräder werden in Zukunft auch nicht mehr kleiner gebaut werden.
Noch eine kurze Anmerkung zum Flächenbedarf: Für das Fundament brauchen wir ca. 500 m2. Die Parkflächen bei den großen Einkaufszentren wie beispielsweise in Waidhofen versiegeln deutlich mehr. Auf den dort versiegelten Flächen könnte man Windräder für den ganzen Bezirk Waidhofen errichten.
Windkraftanlagen sind Maschinen, die für die Umwandlung von Wind in elektrischen Strom auch entsprechende Getriebe beinhalten. Die modernen haben oben in der Gondel, wo die Energie umgewandelt wird, Ölmengen von ca. 1000 Liter. Das ist viel, aber das ist alles gekapselt. Dieses Öl muss von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden. Bei der jährlichen Hauptwartung wird der Zustand des Öles geprüft und je nach Zustand in einem der Folgejahre ausgetauscht. Etwa 5 bis 7 Jahre ist dieses Getriebeöl in der Anlage im Einsatz.
Wenn es dann getauscht werden muss – was während der Lebensdauer einer Windkraftanlage etwa 3- bis 4-mal der Fall ist – dann wird eine Spezialfirma damit beauftragt, das Öl mit geschlossenen Schläuchen, die angekuppelt werden, abzusaugen. Dieses Öl wird dann der ordnungsgemäßen Wiederverwertung bzw. Entsorgung zugeführt. Da versickert nichts, da gelangt nichts in die Umwelt. Da fahren auch keine maroden oder undichten Tankwägen durch die Wälder.
Windkraftanlagen sind hochwertige Maschinen, die sehr teuer sind – wir wollen daher, dass die gut gewartet bleiben. Das Interesse der Betreiber liegt im reibungslosen Betrieb mit optimaler Stromgewinnung.
Die gesellschaftlichen Veränderungen und der Klimawandel bringen uns dazu, dass wir auch im Waldviertel über andere Formen der Energiebereitstellung nachdenken müssen als die bisher genutzten. Das war der Anlass, über die Zonierung am Predigtstuhl, die es seit zehn Jahren gibt, wieder zu reden.
Grundsätzlich ist es so, dass Windkraftanlagen, so wie sie heute gebaut werden, sehr groß sind. Um also die Nachbarschaftsrechte zu sichern und zu gewährleisten, dass die Umwelt- und Naturbeeinträchtigung möglichst gering ist, werden von der Landesregierung nach eingehender Prüfung Zonen in NÖ definiert, auf denen Windkraft errichtet werden kann – nach einem langen Widmungs- und Genehmigungsprozess. Die Zonen, die ausgewiesen werden, werden so in etwa bei 1 bis 2 Prozent der Landesfläche liegen. Außerhalb dieser Zonen können keine Windräder errichtet werden.
Die Situation in Waidhofen ist folgende, dass es eigentlich schon einige Zonen gibt, die nur bis dato nicht genutzt wurden. Das betrifft die Projektfläche im Hartwald zwischen den Gemeindegebieten von Thaya und Karlstein, es gibt eine Zone im Gemeindegebiet Waidhofen/Thaya-Land, das ist der Radlbachwald. Und im Zuge dieses Zonierungsprozesses wurde im Frühjahr von den Standortgemeinden Groß-Siegharts und Waidhofen/Thaya auch angeregt, im Bereich des Predigtstuhls und am Sieghartsberg die Windkraftnutzung zu überlegen. Das wären dann zwei neue Zonen, wobei die Zone Sieghartsberg von der Gemeinde Groß-Siegharts vorerst zurückgezogen wurde.
Ja, gerne. Es gibt am Predigtstuhl ein Potenzial für sechs Windkraftanlagen, drei im Gemeindegebiet Waidhofen und drei in Groß-Siegharts. Der Abstand zur Markierung des höchsten Punkts am Predigtstuhl beträgt zumindest 250 Meter und die Entfernung zu den Ortschaften rundherum mindestens 1,2 Kilometer, zumeist jedoch deutlich mehr.
Die Windräder, die hier von uns geplant werden, haben eine Gesamthöhe von rund 260 Meter, d.h. man hat eine Turmhöhe von 160 bis 170 Metern, das ergibt schon eine markante Höhe.
Der Predigtstuhl ist der windreichste Standort des nördlichen Waldviertels, das zeigten bereits die ersten Messungen vor zehn Jahren.
Die sind nicht von heute auf morgen gebaut. Die Erfahrung zeigt, dass es acht bis neun Jahre dauern kann. Es muss die Planung abgeschlossen und eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, Flächen müssen gewidmet werden – das alles dauert viele Jahre. Die Realisierung wäre dann wahrscheinlich nach 2030. Ganz wichtig ist, dass auch noch die Netzkapazitäten ausgebaut werden müssen, um die Energieversorgung des Waldviertels zu sichern.
Es gab am Predigtstuhl bereits vor zehn Jahren ein erstes Projekt. Damals waren die Windräder bis zur Rotorblattspitze in etwa 200 Meter hoch. Der Turm, auf dem dann die Kraftwerkseinheit drauf sitzt, das ist das, was das menschliche Auge wahrnimmt. Der hatte damals in etwa 140 Meter und ist in der Zwischenzeit um etwa 20 Meter gewachsen, das werden jetzt so in etwa 160, 165 Meter sein – auch die Rotordurchmesser sind größer geworden. In Summe sind die neuen Anlagen daher etwa 260 Meter hoch und sind dadurch deutlich leistungsfähiger.
Die geplanten Anlagen sind vergleichbar mit den Anlagen, die die EVN beim Repoweringprojekt Irnfritz/Japons vor kurzem gebaut hat. Dabei wurden fünf Windräder durch drei moderne Anlagen ersetzt. Dort waren die ursprünglichen Windräder 150 Meter hoch, die neuen sind ca. 250 Meter hoch. Das ist dann auch die Größe, die man sich am Predigtstuhl vorstellen sollte.
Repowering heißt, dass man ein bestehendes Projekt, das in den Neunzigerjahren errichtet worden ist, mit zeitgemäßen Anlagen ausstattet, die den technologischen Fortschritt mit sich bringen.
Windräder haben nach 20 bis 30 Jahren ihren wirtschaftlichen Zenit erreicht. In diesem Zeitraum gibt es natürlich enorme technische Fortschritte.
Repowering findet derzeit vor allem im Weinviertel und im Burgenland statt, dabei werden die kleineren Windräder durch größere ersetzt. Diese neuen Anlagen sind wirtschaftlicher, wir brauchen diese Energie, wenn die fossilen Energieformen ersetzt werden. Eine einzige dieser großen Windkraftanlagen erzeugt in etwa so viel Strom wie 18 Hektar Photovoltaikfläche.
Bei den Potenzialen, die wir im Waldviertel haben ist es so, dass der Abstand zu den Menschen das Wichtigste ist. Wir müssen 1,2 Kilometer von den Ortschaften entfernt sein und landen damit im Waldviertel automatisch in den Waldgebieten.
Wir brauchen Erschließungswege, wir brauchen Flächen für die Fundamente und brauchen für die Errichtung Flächen für die Kräne. Wir müssen also 3500 bis 4000 Quadratmeter dauerhaft roden. Wir nutzen, dort wo es möglich ist, bestehende Forstwege, bauen sie nach Bedarf aus – aber all diese Flächen sind offen, dort versickert Wasser und es siedeln sich wieder Pflanzen an. Die Natur erobert sich diese Flächen wieder zurück.
Wir müssen bei genehmigten Projekten wertvolle Waldflächen im Verhältnis 3:1 wieder aufforsten, also für einen gerodeten Quadratmeter drei neu mit standortgerechten Mischwäldern aufforsten. Mitunter wird uns infolge der Umweltverträglichkeitsprüfungen auch das Anlegen von Äsungsflächen für das Wild vorgeschrieben, auch das ist nichts Neues und haben wir bei anderen Projekten in Österreich bereits umgesetzt. Dort gibt es solche Ersatzflächen bereits seit Jahrzehnten und sie funktionieren auch sehr gut.
Natürlich können auch Wildvögel mit den Windrädern kollidieren. Aber der Greifvogelbestand ist in Österreich in den letzten 20 Jahren gestiegen, obwohl Windkraft ausgebaut wurde. Das heißt nicht, dass es zu keinen Zwischenfällen kommen kann, aber es zeigt, dass es offensichtlich zu keinen Beeinträchtigungen der Bestandentwicklung kommt.
Windräder können, wenn der Wind sehr stark geht, durchaus laut sein. Die Lärmquelle sind die Rotorflügel. Die Flügelspitzen haben eine Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h und wenn sie die Luft durchschneiden, entsteht ein starkes Geräusch, vor allem im Bereich des Turmes. Die 1200 Meter Abstand sind ein Kompromiss, der in vielen Bundesländern so festgelegt wurde. Die Erfahrungen zeigen, dass es für die Anwohner bei diesem Abstand kein Problem gibt. Es geht darum, dass die Lärmbelästigung in den Nachstunden möglichst gering sein soll.
Im Vorfeld machen wir Simulationen, nach Fertigstellung Messungen, um die Einhaltung der Grenzwerte nachweisen zu können.
Also, schummeln wäre in unserem Fall teuer. Wir haben selbst großes Interesse, dass das, was wir planen nach Fertigstellung auch so ist, wie wir es behaupten. Wir müssen das auch Nachmessen, schließlich handelt es sich um eine Standardauflage im Genehmigungsverfahren, dass wir ein Jahr lang die Windkraftemissionen, die bei den Menschen ankommen messen.
Wenn wir die Werte nicht einhalten, müssen wir die Windräder entsprechend nachrüsten oder wir müssen die Leistung drosseln, was für uns die unangenehme Folge hätte, dass wir zu wenig Strom produzieren.
Lügen bringt überhaupt nichts, weil irgendwann muss man den Wahrheitsbeweis antreten, das ist so wie immer im Leben. Es kann ökonomisch gesehen sehr teuer werden und macht daher keinen Sinn. Wir wollen ja keine Menschen belästigen. Die Projekte, die wir bauen, bauen wir so, dass die Menschen in der Umgebung auch damit zurechtkommen.
Es werden viele Windparks repowert, bei denen die Abstände stimmen und auch sonst die Voraussetzungen gegeben sind. Es gibt zahlreiche Windräder aus den 1990er- oder 2000er-Jahren, bei denen der Abstand nur 500 bis 600 Meter beträgt, weil die Anforderungen erst später gestellt wurden. Diese Standorte kann man nicht mehr repowern. Die Windräder werden irgendwann abgebaut und sind weg.
Dort, wo man repowern kann, errichtet man größere Windräder – es werden üblicherweise 2 bis 3 kleinere Windräder durch ein großes ersetzt. Es wird ach deutlich mehr Energie gewonnen, aber das alles reicht nicht aus, um die Strommengen, die wir bis 2030, 2040 aus der Windkraft erzeugen sollen. Wir brauchen neue Flächen und man sucht natürlich die besten Gebiete in Österreich aus.
Die Flächen in Burgenland und Weinviertel sind zum Großteil bereits mit Windkraft besetzt. Zu sagen, wir reizen dort alles aus ist gut und schön, aber wenn kein Platz mehr zur Verfügung steht, kann ich auch kein Windrad mehr dazustellen.
Es sind auch die anderen Bundesländer in Österreich gefordert. Niederösterreich macht sehr viel, auch andere Regionen und Bundesländer müssen ihren Teil erfüllen. Wir dürfen dabei auch nicht nur 2030 denken – den Weg, den wir hier beschreiten, der wird noch mindestens 20 Jahre dauern. Wir stellen komplett unser Energiesystem um, das wird nicht von einem Tag auf den anderen gehen. Was wir bis 2040 dazu bauen sollen, ist das Fünffache von dem, was wir jetzt haben. Das heißt wir brauchen neue Standorte.
Fragen an Volker Fuchs, Unternehmer:
Für mich ist ganz klar, dass der Weg aus den fossilen Energien ein Muss ist, um unseren Planeten auch langfristig bewohnbar zu halten. Ich seh das relativ pragmatisch: Wir nutzen jetzt die fossile Energie, die aus dem biologischen Kreislauf über viele hunderte Millionen von Jahren entstanden ist. Wir verbrauchen jetzt diese Energiereserven in kurzer Zeit und blasen Unmengen an CO2 in die Atmosphäre. Das ist das Unverhältnismäßige. Ich glaube, wir müssen uns dessen bewusst sein, dass wir da einen anderen Weg finden müssen.
Wenn es heißt, dass die neuen Energieformen nicht effizient sind, sehe ich das anders. Wir nutzen jetzt Energie, die über einen enorm langen Zeitraum entstanden ist und gespeichert wurde. Und darum find ich es unverhältnismäßig, wenn wir bei den Erneuerbaren darüber nachdenken, ob das jetzt effizient ist oder nicht.
Es wird meiner Meinung nach nicht eine einzige Lösung dafür geben, die fossilen Energieträger abzulösen. Wir werden die Kombination aus Wind-, Sonnen- und Wasserkraft brauchen und diese mit vielen neuen Technologien bündeln, um in Zukunft ausreichend Energie zur Verfügung zu haben. Und das möglichst so, dass wir den Planeten nicht schädigen.
Und eines dürfen wir nicht vergessen: Es geht nicht nur um den Strombedarf, den wir heute haben und den wir in Österreich ja bereits zu zirka zwei Drittel aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Wir wollen ja nicht nur den Rest des Strombedarfs durch Erneuerbare decken. Der Stromanteil beträgt grob ein Drittel des gesamten Energiebedarfs, die anderen zwei Drittel kommen aus anderen Energiequellen und da sind die fossilen Energieträger ganz stark. Wir dürfen die Industrie und den Verkehr nicht vergessen – wenn wir das alles umstellen wollen, dann brauchen wir eine deutlich höhere Elektrifizierungsrate. Da müssen wir jede Chance nützen, die wir haben, um vernünftig erneuerbare Energien einzusetzen.
Deshalb müssen wir auch einen Schritt zurück machen und unegoistisch überlegen, was wir alle gemeinsam beitragen können, um uns in diese Richtung zu entwickeln.
Und aus meiner ganz persönlichen Situation heraus: Ich bin wahrscheinlich sogar einer der nächsten, der an den geplanten Windrädern wohnt. Und natürlich würde ich mir wünschen, dass es keine Windräder in meiner unmittelbaren Umgebung gibt, denn superschön sind sie nicht. Aber, was haben wir denn für Alternativen?
Deshalb müssen wir auch akzeptieren, dass es auch in unserem Umfeld solche Windräder gibt. Und nicht zu sagen „Ja, macht das, aber bitte nicht bei uns.“
Strom hat die tolle Eigenschaft, dass es eine Energieform ist, die sehr leicht in andere Formen zu bringen ist, die wir benötigen – wie zum Beispiel Wärme, Bewegung, was auch immer. Er hat aber einen großen Nachteil: Wir können ihn schwer speichern. Das ist ja der große Vorteil der fossilen Energieträger, sie sind gut speicherbar und gut transportierbar, da kann der Strom aktuell meiner Meinung nach nicht mithalten.
Und darum müssen wir darüber nachdenken, wie wir den Strom besser speichern können. Wir erzeugen ihn teilweise an Orten, die etwas weiter entfernt sind, oder zu Zeiten, in denen nicht so viel gebraucht wird. Ich glaube, dass Wasserstoff da auch einen Beitrag dazu leisten kann, weil er mit Strom in der Elektrolyse gut erzeugt und dann in Gas- oder flüssiger Form gut gespeichert werden kann, um in dann bei der Oxidation, bei der wieder Wasser entsteht, als Energie zu nutzen.
Ich glaube daher, dass Wasserstoff einen Beitrag zur Ablöse der fossilen Energieträger leisten kann, deshalb setzen wir in unserer Firma massiv auf dieses Thema. Wir haben ja unser Know-how im Bereich der Luftfahrt, wo ich auf lange Sicht kaum eine Alternative sehe, als Wasserstoff als Antriebsmedium zu nutzen. Das wird noch lange dauern, aber wenn wir heute nicht anfangen, werden wir übermorgen auch nicht fertig sein.
Man muss ja nur überlegen, was wäre die Alternative? Die Alternative wäre, mehr Strom zu importieren und wir haben alle in den letzten Jahren relativ schmerzlich miterlebt, was es bedeutet, wenn wir eine starke Abhängigkeit von externen Versorgern haben, wenn es um unseren eigenen Energiebedarf geht. Darum glaube ich müssen wir schon versuchen, in Österreich möglichst viel Energie im Land zu produzieren, um möglichst unabhängig zu sein.
Eine Alternative wäre, dass wir die Windräder in der Sahara aufstellen und pflastern diese mit Photovoltaik zu und schauen dann, wie wir den Strom zu uns kriegen. Ist sicherlich auch ein Zugang, auch überlegenswert, aber ich denke nicht, dass das die einzige Lösung sein sollte.
Fragen an Bürgermeister Josef Ramharter:
Ich darf hier heute in meiner Funktion als Obmann der Energiegemeinschaft Zukunftsraum Thayaland zu Ihnen sprechen. Wir haben Ende 2022 diese Energiegemeinschaft in Form einer Genossenschaft gegründet. Warum eine Genossenschaft? Das hat zwei Vorteile: Zum einen unterliegen Genossenschaften einer Revision, einer Überprüfung, und zum zweiten: Die Genossenschaft ermöglicht auch den Mitgliedern große Flexibilität. Ich kann sehr rasch einer Genossenschaft beitreten, ich kann aber sehr einfach auch wieder austreten. Dies Hürde ist sehr gering und das war mir sehr wichtig.
Anfang 2023 haben wir dann auf Gemeindeebene gestartet, um die Schwierigkeiten in der Anfangsphase, wie zum Beispiel die Abrechnung, in einem überschaubaren Kreis zu halten. Diese Lernphase war zu Beginn auch ganz wichtig. Mittlerweile funktioniert alles klaglos.
Es geht darum, dass wir auf eine ökologische, wirtschaftliche und sozial-gemeinschaftliche Art und Weise den Mitgliedern Vorteile bieten können. Der Strom, der in der Energiegemeinschaft produziert wird, wird zum einen den Mitgliedern der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt – wir können dabei selbst den Preis bestimmen – und alles, was dann nicht verwendet werden dann, der Überschussstrom, der geht dann zum Energieversorgungsunternehmen.
Aktuell haben wir 20 Mitglieder in der EEG, neun Photovoltaikanlagen versorgen 16 Verbraucher, das sind Gemeindegebäude, Schulgebäude, Pumpstationen für die Wasserversorgung usw.
Wir haben aktuell einen Einspeisetarif von 15 Cent, wenn jemand eine PV-Anlage hat und in die Energiegemeinschaft einspeist, bekommt 15 Cent pro Kilowattstunde. Und der Verbrauch ist mit 15,4 Cent festgelegt. Dieser Preise können wir selbst festlegen. Es kommen laufend neue Anlagen dazu, die ab nächstem Jahr voll genutzt werden.
Das ist der wesentliche Faktor: Wir können einen günstigen Strompreis garantieren. Es gibt den Entfall des Erneuerbaren-Förderbeitrags, die Befreiung von der Elektrizitäts-Abgabe und die Reduktion der Netzentgelte.
Unsere Energiegemeinschaft ist eine regionale Energiegemeinschaft, analog dazu gibt es die lokale Energiegemeinschaft. Die regionale EEG ist sozusagen auf der Ebene des Umspannwerks und die lokale auf Ebene Trafo. Bei der lokalen Energiegemeinschaft gibt es dann noch einmal Vorteile im Netzentgelt.
Was auch wichtig ist: Wir wollen Anfang 2024 sukzessive auch Betriebe mit PV-Analgen dazunehmen, um das Stück für Stück weiter auszubauen. Die PV-Anlagen bleiben selbstverständlich im Besitz des Errichters. Der Errichter kann aber den Strom seiner Anlage zum Teil an die Energiegemeinschaft verkaufen. All das, was die EEG nicht abnehmen kann, geht wie bisher an den bestehenden Vertragspartner.
Wenn jemand Interesse hat, bitte eine E-Mail an eeg@thayaland.at schicken.
Wenn wir Windkraft im Bezirk haben, bin ich als Obmann der EEG natürlich sehr daran interessiert, dass wir den Strom, der hier produziert wird, über die Energiegemeinschaft auch verteilen können. Unser Ziel ist, dass wir dann für die Mitglieder einen Arbeitspreis um die 10 Cent (alle Preise sind exklusive Mehrwertsteuer) gewährleiten können. Die durchschnittliche Ersparnis liegt pro Haushalt im Jahr bei einigen hundert Euro, auf Basis der derzeitigen Strompreise.
Das kann man so sagen, durchaus.
Fragen an Margit Metz, Landwirtin und Juristin:
Ich habe mitgekriegt, dass sich zwischen Befürwortern und Gegnern eine ziemliche Lagerstimmung aufgebaut hat. Was ich sehr schade finde, weil es für unsere Demokratie gefährlich ist. Ich habe selber vor zehn Jahren erlebt, was plötzlich Militanz machen kann. Was wir eigentlich nicht wollen …
Denn, was wollen wir? Wir wollen eine lebenswerte Gemeinde haben, eine lebenswerte Landschaft, ein lebenswertes Miteinander.
Für das lebenswerte Miteinander braucht man aber auch lebendige Energie, d.h. wir müssen in der Energiewende weitergehen.
Aber wir haben kaum Informationen erhalten. Ich habe diverse Webseiten besucht und war von der Homepage der ENU gleich einmal enttäuscht, weil ich wesentliche Fakten nicht finden konnte. Wieso kann ich den Menschen nicht ganz normale Fakten und Zahlen zumuten? Weil dann ist es nämlich klar: Wenn ich ein Windrad in den Wald stellen muss, dann geht es vielleicht vom Standort her nicht anders. Aber was auch zumutbar ist, ist die Frage, was passiert, wenn ein Windrad brennt. Ich habe schon gehört, dass dann ein paar Löschteiche hinkommen. Wo werden die im Wald hinkommen, dort, wo von der Natur her noch etwas Feuchtigkeit ist?
Wir müssen da weiterdenken. Wir brauchen die Energiewende, wir brauchen die erneuerbare Energie. Aber wir brauchen auch Speichertechnologie. Wir haben sehr gute technische Betriebe in Karlstein und in Groß-Siegharts und die werden auch eine andere Energieversorgung brauchen. Kann man da nicht irgendwann eine Verbindung schaffen? Mir fehlt da das Weiterdenken von allen Seiten. Wenn ich einen Stall baue, muss ich mir auch überlegen, wo ich den Misthaufen hinsetze.
Wichtig ist: Wie schaffen wir es, dass wir die Energiewende im Waldviertel gleichmäßig verteilen und auch das Geld bei uns in der Region lassen? Wir kaufen ja nach wie vor sehr viel Energie zu. In allen Formen – sei es Strom oder Gas oder sei es eine andere Form.
Sehr informativ ist da die Seite der Austrian Power Grid. Das ist die Firma, die in Österreich die ganzen Stromnetze verbindet. Dort findet man endlich Zahlen. Aber dazu muss man erst einmal lange suchen.
So etwas ärgert mich, denn dann passiert es, dass politische Aufwiegler darauf aufspringen und das am Rücken der Menschen austragen.
Ich glaube, dass man die Diskussion jetzt führen muss. Ich muss jetzt wissen, dass, wenn ich mich jetzt für die Windkraft entscheide, dann hat das diese und jene Konsequenzen.
Ich denke, das Hauptthema sind die Stromleitungen und die Umspannwerke. Da gab es meiner Meinung nach einen Fehler in der Kommunikation: Es wurde behauptet, man braucht die Windräder, damit ein neues Umspannwerk gebaut wird. Das ist sicher nicht so, denn man findet auf der Netz-NÖ-Seite, dass in sechs Jahren der Ausbau des Umspannwerkes in Waidhofen geplant ist. Ich vermute eher, dass ein größeres Umspannwerk außerhalb Waidhofens kommt, wenn die Windräder gebaut werden. Dann könnten auch endlich die in der Pipeline befindlichen PV-Anlagen auf den landwirtschaftlichen Hallendächern umgesetzt werden.
Ich kann nur jedem Menschen raten, schaut’s euch die Seiten von Austrian Power Grid, von Energie Austria und von Netz NÖ an, denn dort findet ihr alle Informationen.
Dort sieht man auch, dass wir in Zukunft ein noch besseres Netz brauchen, denn wir werden dringend den Windstrom und den Ausbau der PV-Anlagen brauchen. Wenn jetzt die Windräder in Karlstein kommen, sofern sie kommen, dann muss auch das Ableiten des gewonnenen Stromes sichergestellt sein.
Fragen an Jan Hurt, Scientist for future:
Ja, wenn wir die Energiewende schaffen wollen, brauchen wie viele verschiedene Arten der Energieerzeugung und man muss immer abwägen, wo wir was bauen. Wo wir Windräder hinstellen – wie wir heute diskutieren – und wo man Photovoltaik unterbringen kann.
Ein wichtiger Aspekt ist meiner Meinung, dass vielen Menschen denken, wir können die Energie einfach importieren, via Hochspannungsleitungen aus Windparks in der Nordsee zum Beispiel. Das kann man machen, aber man muss auch sehen, dass die importierte Energie meistens teurer ist. Die Kilowattstunde aus einem Windpark in der Nordsee ist bis zu doppelt so teuer wie aus einem Windpark an Land.
Und dann kommt noch dazu, dass wir erst die Leitungen zur Nordsee bauen müssen, die auch sehr viel Geld kosten und es lange dauern kann, bis die gebaut werden können. Man kann das derzeit in Deutschland beobachten, wie lange es dauert, die Nord-Süd-Verbindungen zu bauen.
Ich muss zugeben, ich weiß dazu keine konkreten Zahlen, so aus einem Stand heraus. Aber es ist natürlich so, dass das Waldviertel importabhängig ist, was die Energie angeht. Einerseits haben wir zu wenig Strom im Wahlviertel selbst, also wir sind importabhängig, was den Strom angeht. Aber vor allem importieren wir sehr viel fossile Energie in Form von Öl und Gas. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, müssen wir diese Bereiche ja auch auf Erneuerbare umstellen. Das heißt, unser Strombedarf wird in Zukunft eher steigen und deshalb ist es sehr notwendig, dass man da auch die lokalen Erneuerbaren ausbaut.
Ich kann jeden daheim nur vorschlagen, einmal auf Google Earth zu schauen und dann die in die betroffenen Wälder reinzuzoomen, einfach um ein Gefühl dafür zu bekommen, wieviel Wald da nicht mehr steht. Selbst wenn man in der Nähe wohnt, ist man sich dessen gar nicht so bewusst, finde ich, wie wenn man es einmal von oben. Man sieht, dass da ein Drittel, teilweise sogar 50 Prozent und in manchen Waldflächen sogar mehr, da einfach nicht mehr steht.
Fragen an Roman Prager, Vorstand für den Bereich Verkauf bei der W.E.B.:
Das ergibt sich aus den Strukturen, die wir meist im Waldviertel vorfinden. Wir haben die Ortschaften, dann anschließend die Felder und Wiesen und dann den Wald. Und damit komme ich, wenn ich die vorgeschriebenen 1.200 Meter Abstand einhalte, meist in die Waldgebiete. Im Projektgebiet Radlbachwald gibt es auch Standorte außerhalb des Waldes.
Wir brauchen einerseits die Höhe, um in eine sogenannte laminare Strömung zu kommen. Das heißt, dass ich wirklich den gleichmäßigen Wind abernten kann. Und der zweite Grund ist einfach die Fläche des Rotorkreises, weil die eben bestimmt, wieviel Wind das Windrad einfangen kann. Da hat sich eben sehr viel getan in den letzten Jahren. Um wieder das Beispiel Grafenschlag herzunehmen: Diese alten Anlagen – jetzt 27 Jahre im Betrieb – haben 66 Meter Nabenhöhe, da macht eine in etwa 800 Megawattstunden pro Jahr, also ein Äquivalent von gut 200 Haushalten. Eine moderne Anlage, wie wir sie hier planen, macht in etwa 25.000 Megawattstunden im Jahr.
Die UVP ist natürlich das zentrale Element im ganzen Genehmigungsverfahren überhaupt. Bei der UVP werden alle Betroffenen eingebunden und auch alle fachlichen Abwägungen getroffen. Das UVP-Verfahren ist außerdem ein sogenanntes konzentriertes Verfahren, das heißt, es werden in diesem einen Verfahren alle Angelegenheiten betreffend den Windpark abgearbeitet. Egal, ob Ornithologie, Hydrologie, Geologie, Naturschutz, E-Recht, Maschinenbau. Es wird alles in einem Verfahren konzentriert, wo es dann einen integrierten Bescheid gibt, was alles zu beachten ist. Und es werden im Falle der UVP auch alle Bestandteile des Windparks in einem Verfahren abgearbeitet, also nicht nur die Anlagen selber, sondern auch der ganze Wegebau, die Netzableitung und die Ausgleichsmaßnahmen, die eben notwendig gesehen werden.
Also, die Fundamente werden sicher nach der Nutzung vollständig zurückgebaut, und zwar aus zwei Gründen. Erstens haben wir natürlich die Auflage, die auch wieder völlig zu entfernen. Der zweite Punkt ist der – man hat das bei unseren Exkursionen zum Windpark Grafenschlag schön gesehen – wir trachten ja normalerweise danach, die Anlagen möglichst hoch zu bauen. Das heißt, es ist ja gar nicht in unserem Interesse, das Fundament einzugraben, sondern wir suchen ja nur eine tragfähige Schicht, und die haben wir im Wahlviertel sehr bald, weil meist nach einer dünnen Humusschicht tragfähiges Gestein auftaucht. Und dann stellen wir dort das Fundament drauf. In Grafenschlag sieht man das sehr schön: Um jedes Windrad habe ich so einen kleinen Kegel unten, das ist das eigentliche Fundament. In der Praxis schürft man nur den Humus weg und nicht mehr und hat damit einerseits den Vorteil, dass das Grundwasser nicht beeinflusst wird und dass am Ende der Lebensdauer der Fundamentkegel leicht entfernt werden kann.
Ornithologie ist einer der Punkte in der UVP, der mindestens über eine ganze Jahresscheibe beobachtet werden muss. Also ja, Studien gibt es da natürlich. Und wir wissen auch, welche Vögel hier vorkommen. Es gibt zum Beispiel im Waldviertel Seeadler, das hat hier sogar den Vorteil, dass er nicht über den Waldgebieten jagt, sondern über Freiflächen, meist über Teichen. Diese Großgreifvögel jagen und kreisen meist über freien Flächen und nicht über dem Wald, von dem her ist der Waldstandort sogar ein Vorteil.
Die neuen Windräder sind ja von Haus aus höher, also über der Zone, wo sich die meisten Vögel aufhalten. Für die meisten kleinen Vögel reichen die Rotorblätter gar nicht so weit runter, dass sie in deren Flugbahnen kommen.
Blitzschlag ist natürlich seit je her ein Riesenthema bei den Windrädern, weil sie so weit hinausragen und deswegen ja bevorzugte Einschlagpunkte sind. Im Rotorblatt habe ich vorne entweder eine Kupferkappe oder Blitzrezeptoren und dann gehen Leitungen durch das Windrad, dadurch wird der Blitzschlag durch die Nabe in den Turmfuß abgeleitet.
Ein Blitzschlag kann, wenn es ein starker Treffer ist, ein Blatt aufplatzen lassen, sprich, dass es vorne Teile vom Kohlefaserverbundstoff verliert. Das muss dann auch repariert werden, weil sonst Feuchtigkeit eindringen kann und das im Laufe der Jahre das Blatt zerstören würde. Brennen kann es dadurch aber eigentlich nicht, denn die Energie des Blitzes wird durch den Turm abgeführt.
Die Anlage selber hat ein Eisdetektionssystem, das ist sogar als redundantes System vorgeschrieben. Das detektiert eben den Eisansatz an den Flügeln. Sobald Eisansatz da ist, muss die Anlage auch stehen, ganz klar. Es darf nur zum Eisfall kommen, nicht zum Eiswurf. Trotzdem kann natürlich aufgrund der Höhe des Bauwerks der Wind das Eis vertragen, das heißt, ich habe in einem Bereich, der mit Risikogutachten im Genehmigungsverfahren festgelegt wird, rund um die Windkraftanlage diesen Eisfallbereich. Am Rande dieses Bereichs stehen auf allen Zufahrtswegen die sogenannten Eiswarnleuchten, die eben dann blinken, wenn Eisansatz da ist – manchmal sind es auch Tafeln ohne Blinklicht.
Das heißt nicht, dass ich da nicht reingehen darf, denn wenn kein Wind geht, fällt das Eis ja nur gerade vom Windrad runter. Es ist einfach die Warnung, dass da jetzt etwas runterfallen kann, wie ich es im kleineren Maßstab genauso auch von Handymasten oder dergleichen habe. Oder auch von den Bäumen natürlich, denn die Bäume selbst haben dann ja auch Eisbehang.
Kontakt
Ihr könnt uns gerne mit untenstehendem Formular eure Fragen schicken, wir werden von Expert*innen die entsprechenden Antworten abholen und hier veröffentlichen:
Wir achten sehr auf respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander. Wir behalten uns daher vor, Fragen, die nicht den allgemein gültigen höflichen Umgangsformen entsprechen, in eine nettere Version zu verwandeln.
Wir freuen uns auf alle eure Fragen!